[wlanfhain] IP Grundwissen - bitte *LESEN*

Sven-Ola Tuecke mail2news
Sa Nov 27 15:24:19 CET 2004


Hallo,

ich bekomme immer wieder Anfragen zu der OLSR-DHCP-Funktion. Aus den 
Anfragen geht hervor, dass der Zusammenhang zwischen IP-Adresse und 
Netzmaske oft nur halbverstanden ist. Ich weiß, das Internet wimmelt von 
Erläuterungen. Ein Posting nur für *euch* bekämpft evt. doch den natürlichen 
Lesewiederstand (hoffentlich):

Über eine DHCP-Anfrage erhält ein Notebook/PC für die Netzwerk-Karte eine 
IP-Konfiguration. Die DHCP-Antwort enthält normalerweise die IP-Adresse, die 
Netzmaske und ein Standard-Gateway. Zusätzlich können u.a. DNS-Server-IP, 
Domain- und Rechnername in der DHCP-Antwort enthalten sein.

IP-Adresse: Das ist die bekannte 4-stellige Zahlenfolge mit Werten von 
0-255. Im gesamten Netzwerk darf eine IP-Adresse nur einmal verwendet 
werden. Beispiele für IP-Adressen:
216.239.59.104: google.de
172.16.1.24: HdL (im Internet nicht gültig)
192.168.1.1: WRT54g-Default (im Internet und im OLSR-Netz nicht gültig)

Netzmaske: Dieser Zahlenwert bestimmt das lokale IP-Subnetz. Ein IP-Subnetz 
ist ein Teil-Netzwerk, in dem sich alle Rechner gegenseitig direkt - also 
ohne Vermittlung von Routern, Gateway o.ä. untereinander erreichen können. 
Beispiele für Netzmasken:
255.255.255.255: Kein IP-Subnetz, einzelne IP (auch /32)
255.255.255.254: Subnetz für 2 Rechner (auch /31)
255.255.255.252: Subnetz für 4 Rechner (auch /30)
255.255.255.248: Subnetz für 8 Rechner (auch /29)
255.255.255.240: Subnetz für 16 Rechner (auch /28)
255.255.255.224: Subnetz für 32 Rechner (auch /27)
255.2552.55.192: Subnetz für 64 Rechner (auch /26)
255.255.255.128: Subnetz für 128 Rechner (auch /25)
255.255.255.0: Subnetz für 256 Rechner (auch /24)
255.255.254.0: Subnetz für 512 Rechner (auch /23)
255.255.252.0: Subnetz für 1024 Rechner (auch /22)
...
128.0.0.0: Subnetz für 2147483648 Rechner (auch /1)
0.0.0.0: Subnetz für alle Rechner (auch /0)

Netzwerk-Adresse: Die Netzwerk-Adresse ergibt sich aus binären 
Und-Verknüpfung von IP-Adresse und Netzmaske. Wenn euer Taschenrechner ein 
binäres UND kann (z.B. Windows-Rechner in der Ansicht "Wissenschaftlich"), 
könnt ihr das selbst ausrechnen. Beispiel: IP=192.168.5.236 und 
Netzmaske=255.255.255.248. Es gehören 8 IP-Adressen zum Subnetz. Das Subnetz 
hat dann die Netzwerk-Adresse 192.168.5.232. In der Praxis gibt man die 
Netzwerk-Maske in der Schrägstrich-Notation mit an. Hier also 
192.168.5.232/29.

Broadcast: Es gibt eine spezielle IP-Adresse in einem Subnetz, da wird eine 
IP-Paket an alle IP-Adressen im Subnetz gesendet. Es ist immer die letzte 
IP-Adresse des Subnetzes. Oder anders: Man verknüpft mit einem binären ODER 
die Netzwerk-Adresse mit dem Einer-Komplement der Netzmaske (z.B. 
Windows-Rechner Taste "Not"). Im obigen Beispiel ist das die 192.168.5.249. 
Hinweis: Die Netzwerk-Adresse und die Broadcast-Adresse werden nicht als 
Rechner-IP-Adressen benutzt. Es gibt also im Beispiel-Netzwerk max. 6 
Rechner.

ARP: Im Ethernet und im WLAN werden IP-Pakete nicht direkt gesendet. Ein 
IP-Paket wird in einen Ethernet-Frame eingepackt und erst dann gesendet bzw. 
empfangen. Auch der Ethernet-Frame hat eine Quell- und eine Ziel-Adresse. 
Als Adressen werden hier die bekannten MAC-Adressen der Ethernet/WLAN-Karten 
verwendet. Eine Ethernet/WLAN-Karte empfängt genau die Ethernet-Frames mit 
der eigenen MAC als Ziel-MAC-Adresse. Alle anderen Frames werden von der 
Hardware komplett ignoriert. Das ARP-Protokoll stellt nun die Verbindung 
zwischen MAC-Adresse und IP-Adresse her. Das ARP-Protokoll läuft im 
Hintergrund mit und ermittelt beispielsweise kurz vor einen Ping die 
MAC-Adresse des Ziel-Rechners. Aus Performance-Gründen gibt es einen 
ARP-Cache.

Ethernet-Broadcast: Es kann als Ziel-Adresse die MAC ff:ff:ff:ff:ff:ff 
angegeben werden. Ein solcher Ethernet-Frame wird von allen 
Ethernet/WLAN-Karten empfangen. Die Ethernet/WLAN-Karte ermittelt anhand der 
eingestellten IP/Netzmaske, wann es die Ziel-MAC-Adresse auf 
ff:ff:ff:ff:ff:ff setzen muss. Darum ist die korrekte IP-Netzmaske so 
wichtig. Hinweis: Es gibt einen Sonderfall, mit dem einige 
Ethernet/WLAN-Karten im sog. Promiscous-Modus sämtliche Ethernet-Frames 
empfangen kann. Dies braucht man z.B. mit dem Programm TCPDUMP, um den 
Netzwerk-Verkehr untersuchen zu können. Soweit mir bekannt ist, schaltet das 
OLSR-Dienstprogramm diesen Modus aber nicht ein. Es gibt einige 
Geräte/Treiber, die grundsätzlich den Promiscous-Modus einschalten.

Standard-Gateway: Möchte der Notebook/PC ein IP-Paket an eine andere 
IP-Adresse senden, wird er zunächst die Ziel-IP-Adresse untersuchen. Stellt 
er fest, dass die Ziel-IP-Adresse im eigenen Subnetz liegt, sendet er 
direkt. Bei allen anderen Ziel-IP-Adressen sendet er das IP-Paket an das 
Standard-Gateway. Der Standard-Gateway-Rechner weiß dann hoffentlich, wie es 
weiter geht.

Route: Nur mit Standard-Gateway kommt man bei der Weiterleitung von 
IP-Paketen nicht weit. Darum gibt es z.B. auf dem WRT54g eine interne 
Tabelle mit sog. Routen. Diese kann man manuell setzen (statische Route) 
oder mit einem Routing-Protokoll dynamisch ermitteln (z.B. OLSR-Routen). Die 
Routing-Tabelle wird Eintrag für Eintrag durchsucht. Der erste passende 
Eintrag bestimmt, wohin ein IP-Paket weitergeleitet wird. Es gibt 
Routen-Einträge nur zu einzelnen Rechnern. Die sog. Host-Routen haben eine 
Netzmaske von 255.255.255.255 (auch /32). Und es gibt Routing-Einträge zu 
ganzen Netzwerken (andere Netzmaske, z.B. 255.240.0.0) bei denen immer eine 
Gateway-IP-Adresse angegeben ist. Das bezeichnetet Netzwerk kann über das 
entsprechende Gateway erreicht werden. Ein Sonderfall ist die Default-Route 
mit der Netzmaske 0.0.0.0 (auch /0). Dahin geht alles, was in der Tabelle 
nicht gefunden werden konnte. Richtig: Die Einstellung "Default-Gateway" 
setzt eine Default-Route.

NAT: IP-Adressen-Übersetzung (unter Linux auch Masquerading genannt). Nur 
intern verwendete IP-Adressen werden von einem zentralen Router auf eine 
einzige extern gültige IP-Adresse umgesetzt. Damit können z.B. 5 
verschiedene Rechner über einen einzigen Internet-Zugang surfen. Damit kann 
man auch für Nicht-OLSR-Rechner die externe Kommunikation in das OLSR-Netz 
hinein umsetzen.

OLSR-DHCP: Damit das funktioniert, müssen *zwei* IP-Bereiche angeben werden. 
Ein IP-Bereich mit den DHCP-Adressen (DHCP-Bereich) und zweitens eine 
Netzmaske, die an die DHCP-Clients übermittelt wird (Euer Subnetz). Der 
DHCP-Bereich muss in das Subnetz passen. Für den DHCP-Bereich wird ein NAT 
eingerichtet. Wenn der WRT nicht über NAT kommunizieren soll, dann muss er 
eine IP ausserhalb des DHCP-Bereichs bekommen. Damit die DHCP-Clients noch 
das Standard-Gateway (euren WRT) erreichen, benötigen diese also eine 
Netzmaske die einen *größeren* Bereich als den DHCP-Bereich bezeichnet.

HTH
Sven-Ola 








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