[Berlin-wireless] 'Pharus' Emmaus up&running & WRT OutDoor

Marco Tidow martidow
Fr Dez 2 12:01:07 CET 2005


On Tue, Nov.29. 20:33 +0100, Justus Philipp Beyer wrote:
> 
> Insbesondere die Idee, WRTs von ihrer Hülle zu befreien um so Platz zu 
> sparen, hat es mir angetan. Gibt es da etwas bei Freiluft-Einsatz 
> zubeachten?
> 
> Ich habe von IKEA dicht schließende Dosen (eigentlich für den 
> Kücheneinsatz gedacht) gekauft und würde darin gerne einen WRT 
> unterbringen und dezent an den Schornstein heften.
> 
> Was gibts da alles zu beachten? (Kondenswasser...!? Soll das Ding lieber 
> (so gut wie) luftdicht geschlossen sein oder sind unten Lüftungsschlitze 
> vorteilhaft?

Hallo Justus,

habe mit dieser Inst. zwar garnix zu tun aber mittlerweile einige outdoor-WRTs
andernorts installiert.  IMHO neige ich persönlich zu "dicht-machen".
Habe ebenso die nackten Platinen verbaut, trägt nur zur besseren Zirkulation
an heißen Tagen bei.  Und davon gabs ja einige, Probleme dadurch aber nicht.
Will sagen, "Lüftungsschlitze" sind überflüssig.

Das folgende ist vielleicht nicht "as simple as possible", nicht was Du Dir im
Moment vielleicht vorstellst, aber es kann sich ja jeder das raussuchen, was
er davon gebrauchen kann.


Es gibt nicht nur das Problem mit Feuchtigkeit, bei 'nem vernünftigen Gehäuse
mit Gummi-Dichtungen wenn überhaupt sowieso nur Kondenswasser.  Dem kann man
mit Silika-Gel etc. begegnen, oder es lassen...  sprich', meine Kisten laufen
seit Monaten ohne.  Wenn man im Winter bißchen aufpaßt, bei geöffneter Gehäuse-
Klappe nicht "hinein-ausatmet".  Die Innereien der Boxen sehen jedenfalls nach
dem Sommer und später diversen Regengüssen noch aus wie gestern eingebaut!

Entscheidend finde ich, daß Staub und Insekten draußen bleiben, letztere
könnten es im Kasten angenehm finden, Stichwort: debugging ;-)

Wie auf den Fotos von der Emmaus gut zu erkennen ist, nimmt man für die Kabel-
durchführungen am besten professionelle Teile, "Kabel-Verschraubung"
genannt, für kleines Geld, aus Polyamid mit Gummidicht-Ring (am Kabelmantel).
Z.B. "IPON" von Fa. Wiska (Müller), vergleichbares gibt's auch von Rittal,
Bopla, Lapp, OBO Bettermann, Stahl und wie sie alle heißen.
Dienen auch als wirksame Zugentlastung.

Polyamid, weil "kälte-schlagfest", bricht also im Winter nicht weg wie Glas,
anders als z.B. die Billig-Verschraubungen aus Polystyrol für "indoor".
Spezifiziert sind die Teile als IP68, -20 bis +80 °C
IP68 heißt, sogar "überspülbar" (Schiffsdeck etc.).
Eine gute Einführung - auch in die Schutzarten-Deklaration - gibt z.B. der
online-Katalog von Kleinhuis:
  http://www.niedax.de/deutsch/produkte/kleinhuis/kabelverschraubungen.htm

Die K.-Verschraubungen eignen sich in der M20 Version auch für die Original-
Stummelantennen, um sie (seitlich) aus der Box "gucken" zu lassen.  Zu dem
Zweck kann man bei den WRT's ab v2.x die eine, per RG174-Koax mit dem Radio
verbundene, RP-TNC Buchse aus der Platine auslöten und an die Antenne
führen.  Bei 50m Funkstrecke in freiem Feld reichen die Std-Antennen allemal
für 11b, knapp 600Kbyte/s netto, wenn das Band frei ist.

Für cat5-ethernet und low-loss Koax (H1055 etc.) tut es die M16 Version.
Außer bei der direkt in die Boxenseite eingebauten Antenne, wo es Sinn macht,
sollte man Kabel grundsätzlich von unten in die Box führen (damit Wasser am
Kabel entlang vorher abtropft, bevor es die Box erreicht).


"IKEA dicht schließende Dosen" ?

Während sich die blauen Original-Linksys Gehäuse nach ein paar Monaten im
Sonnenlicht (UV) deutlich entfärben (selbst in "Tupperdosen" !!!) und die
Supermarkt-Dosen aus PP schon selbst als nicht UV-bständig deklariert sind,
habe ich solcherlei Effekte an den Elektro-Installations-Boxen und erwähnten
Kabel-Verschraubungen nicht beobachtet.  Wer es sich vorstellen möchte,
der ursprünglich dunkel-blaue Vorderteil des WRT's ist dann hell-violett-bis-
schweinchen-rosa, igitt :-)
Will sagen, Plaste ist nicht gleich Plaste.  Lebensmittel-geeignetem
Kunstoff fehlen i.d.R. solche Zusätze, die UV- und witterungs-beständiger
machen.


Bei dem Wetter ausgesetzten Steckverbindungen, z.B. an einer externen
Antenne, hat sich sog. "selbst-verschweißendes" Klebeband bewährt.  Gibt's 
bei Wimo...  oder im Supermarkt, beim Sat-Antennen Zubehör.  10m-Rolle hält 
ewig, weil man pro Verbindung nur 20cm braucht (wird beim Aufwickeln gedehnt 
und legt sich luft-dicht an)  Nach wenigen Stunden kriegt man diese Lagen nur 
noch als festen Mantel längsgeschlitzt mit dem cutter wieder ab, allerdings 
rückstandsfrei, die Steckerverbinder sehen nach Monaten draußen noch aus wie 
neu, feines Zeug!


Die Stromversorgung mache ich grundsätzlich per power-durchs-ethernet.  Will
keine 230V nach draußen haben und im Winter ist eine ether-Kabelverbindung ins
Warme wesentlich dem eigenen Wohlbefinden zuträglich ;-) ...wenn nicht so-
wieso erfoderlich.  Extrem-Beispiel bis jetzt:  WRT54Gv22 via 70m cat5-Kabel
geht einwandfrei an einem stabilisierten 16V/2A-Netzteil (nicht das Originale).
Auf dem Weg nach oben gehen 3V flöten, die muß das Netzteil extra liefern,
weil die WRT's wegen ihrer onboard DC/DC-Wandler eine von ihrer Klemmen-
spannung (fast) unabhängige Leistung aufnehmen.  Bei geringerer Klemmenspannung
(Kabelverlust) steigt sonst der Strom über das vom Original-Netzteil lieferbare
Maß an!  Unmittelbar hinter dem Netzteil (Sekundärseite) macht eine träge
Fein-Sicherung (2A) viel Sinn, um das Netzteil vor Dauerkurzschluß zu schützen,
falls mit dem Kabel draußen was Dummes angestellt wird.
Am WRT einen 470uF/35V Elko direkt an die Powerbuchse löten, kompensiert
die Zuleitungs-Induktivität; für den stabilen Betrieb ab 5m-Kabel sehr zu
empfehlen.



O.k., vielleicht sagt jetzt der eine oder andere, "Hey, was ein Aufwand,
(und kostet, aus dem Laden so ca. 120 EUR, inkl. neuem WRT, ohne ethernet-Kabel),
 geht auch einfacher."

Denke dann, "no, Sir".

Mit Örtlichkeiten wie den Kirchen, Schornsteinen ö.ä. verläßt die Freifunk-Idee
endgültig den privaten Bastel-Kontext, werden die locations aufgrund ihrer
exponierten Lage für die connectivity jenseits lokaler DSL-Verteilung wesentlich
und zugleich "image-prägend".
Dann sollte man sich also ein paar Tricks bei den Profis abgucken, schont später
auch die eigenen Nerven.

Aber auch im privaten Umfeld erreicht man damit schneller Akzeptanz,
bei Vermietern, Hausmeistern, Papst & Co, wenn die Kästen so aussehen,
als ob sie "eben dahin gehören", wo sie hängen ;-)

Gruß, marco


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