[Berlin-wireless] freifunk auf griechisch

Robert Schuster theBohemian
Mi Okt 10 12:58:39 CEST 2007


Hi,
ich hatte gestern das Vergnügen mit einem Vetreter des Athens Wireless
Metropolitan Network[0] zu sprechen. Mein Eindruck: Gegenüber den
Anthenern sieht unser Netz ganz schön arm aus. :)

Die Features:
 - die können VOIP innerhalb ihres Netzes machen (von Ecke zu Ecke!)
 - die können VOIP raus/rein ins Internet machen
 - innerhalb des Netzes gibt es Spieleserver, Asterisk, IRC & pipapo
 - das Netz hat ca. 600 Nodes und tausende Clients

Interessant dabei ist, wie dir ihr Netz organisieren: Als Node gelten
nur Teilnehmer die 3 oder mehr Interfaces haben (!). Bei den WLAN-Karten
handelt es sich im Regelfall um 5Ghz Geräte. Was ich bisher nicht wußte:
Kanäle im 5GHz WLAN-Bereich überlappen sich nicht, so wie das bei 2.4GHz
der Fall ist.

Die Nodes sind im allgemeinen stärkere Maschinen: PCs, Server, Soekris,
Magicboxen, Routerboard usw. Links zwischen den Nodes werden zwischen
beiden Enden vereinbart und man such sich mit dem Gegenüber einen der
jeweiligen Situation entsprechenden WLAN-Kanal aus.

Die Nodes sprechen das Border Gateway Protokoll untereinander. Um die
Nodes herum kann es Clients geben. Diese Clients sprechen dann OLSR
untereinander (oder was auch immer) und machen dann auch in 2.4GHz rum.
Als IP-Bereich aller griechischen nach AWMN-Vorbild aufgebauten Netze
kommt das 10er-Netz zum Einsatz, wobei sich die Subnetze in den
verschiedenen Städten nicht überlappen.

Als Verwaltung für die Nodes kommt eine freie Software zum Einsatz die
sich WiND[1] nennt und sehr mächtig ist. Hier mal ein Link zu einem
Node: http://wind.awmn.net/?page=nodes&node=3990

Besonders fetzo finde ich die Bildchen mit der Visualisierung der
Fresnelzone. Kartendaten kommen von Google Maps (doh ... ;) ).

Nette Anekdote: Während wir im Winter nicht auf die Dächer krabbeln, ist
das bei den Athenern im Sommer der Fall (zu heiß :) ). Kühlung der HW im
Sommer ist bei denen ein ernstes Problem.

Von der Ausfallsicherheit ist es bei den Athenern wie bei uns: Wenn
einer zu sehr an seinen BGP-Parametern dreht ohne rechte Ahnung davon zu
haben, kann das zu 'schwarzen Routinglöchern' oder der
Nichterreichbarkeit des halben Netzes führen.

Auf den Generalversammlungen des AWMN-Vereins kreuzen mittlerweile
zwischen 300 und 400 Personen auf. Größte Herausforderung in den
nächsten Jahren ist es, bei steigender Nutzerzahl das Vertrauen
untereinander zu gewährleisten.

Wenn jemand neu mitmachen möchte, wird er oder sie an die jeweilige
Regionalgruppe weitergeleitet, die für den Bereich in dem die Person
wohnt zuständig ist. Ein solcher Bereich wird Kingdom genannt. :)

Falls jemand die erste Person ist, die einen Node aufstellt, wird ihr
geraten eine ESSID zu wählen die in etwa so lautet:

 "Suche jemandem für eine AWMN-Verbindung. Telefon: 9374347"

Neueinsteigern wird geraten sich zuerst mal die Basishardware zuzulegen.
Das kann ein WRT mit OLSR drauf sein. Man ist dann Client. Viele wollen
nach einer gewissen Zeit als Client einen richtigen Node betreiben und
legen sich dann die nötige HW zu.

Technisch wollen die Athener in der nächsten Zeit mit
Laserlichtübertragung und 10GHz WLAN experimentieren. Das 10GHz Band ist
in Griechenland für CB-Funk vorgesehen, soll aber bald für WLAN
freigegeben werden.

Und noch ne Kleinigkeit: Mit den Regulierungsauflagen gibt es keine
Probleme, weil die Leute die in den entsprechenden Organisationen
arbeiten selber AWMN-Nutzer sind. ;)

Türlich ist vieles von dem was die machen dem Temperament der
Beteiligten geschuldet. Ich selbst wär auch nicht auf die Idee gekommen
meine Telefonnummer in die ESSID zu packen. Vielleicht können wir uns
aber trotzdem ein bischen von dem was die Athener machen anstecken
lassen. :)

Cool wäre auch, wir könnten was von den ihrer Software wiederverwenden
ohne es selbst schreiben zu müssen.

Grüße
Robert

[0] - http://en.wikipedia.org/wiki/Athens_Wireless_Metropolitan_Network
[1] - http://en.wikipedia.org/wiki/Wireless_Nodes_Database

-------------- nächster Teil --------------
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