[Berlin-wireless] Pico Peering Agreement? (fwd)

kloschi kloschi
Fr Jun 16 17:28:31 CEST 2006


Hier als Fwd. von Jan, guter Freund und bemueht, sich dem picopeering
anzumnehmen. Da Kasachstan weit weg ist und Mailinglisten nicht wirklich
gut durch 56k modems passen, seine Antworten auf Teile des Threads hier
zusammengefasst.

lg,
kloschi

fwd von Jan S.:
>>> wird eigentlich im Freifunk das Pico Peering Agreement
>>> (www.picopeer.net) verwendet? Wenn ja, wie viele Leute nutzen es?  
>>> Wie
>>> macht Ihr es bekannt? Vor der Nutzung/während der Nutzung? Wenn ich
>>> explizit danach suche, finde ich es bei Freifunk, auch im Infoblatt.
>>> Aber wird es z.B. bei der Nutzung vorher einmal eingeblendet,  
>>> oder in
>>> den Routern mit der FFF gespeichert?
>>>
>> Auf dem wcw in Berlin gab es ein Panel zum picopeer, wobei klar  
>> wurde,
>> dass es in der existierenden Form fuer bestimmte Zwecke nicht  
>> verwendbar
>> ist.
>>
> Gibt es dazu informationen? ein protokoll?
>
>> Konsens war, bis zur WOS einen Entwurf fuer eine Version 2 zu  
>> erstellen,
>> der dann auch in juristen-, menschen- und maschinenlesbarer Form
>> vorliegen wird.
>> Mit einem gueltigen Agreeement kann dann natuerlich darueber  
>> nachgedacht
>> werden, es nicht nur lesbar auf Nodes zu hinterlegen, sondern  
>> evtl. auch
>> Funktionalitaeten bereitzustellen, e.g. ein "Schalter" in der  
>> Firmware,
>> um den Node unter PicoPeering laufen zu lassen, was dann wiederum
>> Einfluss auf Routen (e.g. "ja, ich moechte nur ueber PicoPeering  
>> Nodes
>> geroutet werden") haben kann.

Spiele grade mit dem Gedanken juristisch (aber vor allen Dingen:  
interdiszplinär) in das Thema einzusteigen, versuchen über unser  
Forschungsinstitut (PerGlobal) oder auf anderen Wegen einige der dann  
ggf. notwendigen Mittel (Kohle, Lehrstühle, Seminararbeiten oder  
Dissertationen whatever) zu aktivieren.

Glaube, die Geschichte hat einiges Potential, sowohl  um Klarheit zu  
schaffen aber auch um die Szene voran zu bringen. Mir schwirren da so  
einige Gedanken im Kopf herum, wie man das mit Themen wie  
Netzneutralität, Vorratsdatenspeicherung uva. verknüpfen kann.

Hintergedanke des PPA war es ja immer etwas von der revolutionären  
Kraft der GPL zu schaffen. Das ist vielleicht möglich, braucht aber  
Zeit. WOS und wss sind sicher gute Gelegenheiten dafür. [1]

Am Ende muss es darum gehen, die zwei bis zehn magischen Grundsätze  
herauszufiltern, von denen die Kultur lebt, das ist dann der "human  
readable code" mit denen dann einiges gehen kann.  Das ist die  
Vision. Aber erstmal machen wir eine Weiterentwicklung des  
bestehenden PPA in einem ersten Schritt.

> Von: wulf <grenouille at c-base.org>
> Datum: 14. Juni 2006 05:01:59 GMT+06:00
> An: wirelesslan in Berlin <berlin at olsrexperiment.de>
> Betreff: Re: [Berlin-wireless] Pico Peering Agreement?
> Antwort an: wirelesslan in Berlin <berlin at olsrexperiment.de>
>
> so einfach wie Du hier schreibst:

>> grundsaetzlich betreibt freifunk.net und nach meinen verstaendniss  
>> alles
>> wo freifunk.net "drin und drauf" steht picopeering.
>> d.h. das jeder der die firmware installiert hat, somit auch das
>> picopeering anerkannt hat.

erstmal ist das ein guter punkt. die firmware kann eine basis  
darstellen, das ist aber regulation durch technik [2]; der nächste  
Schritt muss sein, die hierin konstatierten (technischen) regeln in  
gesetze (hier: vertragliche vereinbarungen oder zumindest "codes of  
conduct") zu übersetzen.[3] Das ist aber nicht alles...

> ist es bei weitem nicht.
> Bei aller Sympathie, die ich fuer gute Regelmechanismen habe (open
> source z.B. ist da ein aeusserst positives Beispiel) kann man nicht
> irgendwelche Regeln (http://www.picopeer.net/PPA-de.html) zum  
> Gesetz erklaeren,
> deren Akzeptanz nicht eindeutig als Voraussetzung zum _Mitspielen_
> eingefordert wird. Das ppa wird zwar durchaus in den
> Einfuehrungs-Mittwochen angesprochen, viel mehr aber auch nicht.

richtig.

>> vielleicht sollte in der firmware bzw. in der ip-vergabe nochmal
>> explizit darauf hingewiesen werden.
>> war aber bis jetzt kein thema.

ja, das ist wahrscheinlich wichtiger Ansatz. [4]

> Wir halten uns in der Praxis im Berliner olsr-netz nicht an das  
> ppa, da muessen wir
> also sehr vorsichtig sein, mit unsern Steinen im Glashaus!
> Zum Beispiel die Erreichbarkeit der Eigentuemer (durch mail-Adresse)
> ist ueberhaupt nicht gegeben, denn es gibt riesige IP-Bloecke die
> von einzelnen Personen registriert sind und weiterverteilt werden,
> teilweise sogar per dhcp. Im olsr-Netz hat jeder Teilnehmer auch die
> Funktion eines Eigentuemers im Sinne des ppa. Auch der freie
> Datenverkehr ist nicht gewehrleistet, solange wir Dinge tun, wie
> peer-to-peer-filtering, traffic-shapping oder filtern bei  
> Spendenflaute ...
> Um Missverstaendnisse zu vermeiden, ich halte es fuer gut, dass wir
> regelnd eingreifen.

Erstmal funktioniert das Freifunknetz. Deswegen muss man mit  
Regulation vorsichtig sein. Der Beitrag ist allerdings sehr  
hilfreich, er legt an einigen Stellen den Finger in die Wunde, gibt  
da aber - so fürchte ich noch eine Menge weiterer Flanken.

> Das ppa sieht zwar vor, dass jeder einzelne Teilnehmer wiederum
> eigene Nutzungsbedingungen festlegen kann, solange er sie transparent
> macht, Einschraenkungen lassen sich aber nicht umsetzen, ohne das
> ganze Netz zu beeinflussen. Es geht sogar noch weiter, auch besondere
> Grosszuegigkeiten einzelner Personen bleiben nicht ohne Folge fuer  
> das Ganze Netz.
> Das meiste des ppa mag sich im Infrastruktur-Modus noch umsetzen  
> lassen,
> beim mash-Routung kann man's vollkommen vergessen.

Klingt gut,  verstehe ich aber nicht ganz.

> Besonders im Bezug auf olsr ist das ppa vor allem gut, um sein  
> eigenes Tun zu
> rechtfertigen, oder das eines Anderen anzugreifen. Auslegen laesst  
> es sich
> immer so, wie man es gerade braucht. Das ist nicht wirklich hilfreich.
>
> Ja ich gebe zu, ich habe keine gute Idee, all die auftauchenden
> Interessenkonflikte zu _Regeln_. Diese Tatsache macht das ppa aber  
> nicht besser.

Manchmal muss man Sachen nicht regeln. Es kann sinnvoller sein, es  
darauf ankommen zu lassen. Bottom-up bedeutet oft, dass sich  
bestimmte Lösungen einfach durchsetzen. [5]

> Von: Alexander Morlang <alx at dd19.de>
> Datum: 14. Juni 2006 04:05:24 GMT+06:00
> An: wirelesslan in Berlin <berlin at olsrexperiment.de>
> Betreff: Re: [Berlin-wireless] Pico Peering Agreement?
> Antwort an: wirelesslan in Berlin <berlin at olsrexperiment.de>
>
> Sven-Ola Tuecke schrieb:
>>
>> bin dagegen. Wenn denn dann waeren diese Dinge abzunicken:
>>
>> - PicoPeer
>>
> logn
>
>> - GPL (diffuses)
>> - LGPL (diverses)
>> - GPL2 (openwrt)
>> - BSD (olsrd)
>>
> klar doch, wie bei jeder anderen distro auch.
>
>> - Unschuldserklaerung fuer die Firmware-Macher
>>
> gehoert normalerweise zu dem GPLfoo dazu
>
>> - BGB
>>
> Gilt, egal ob du ja oder nein anklickst, wenn nicht, dann klicke  
> ich mal
> allgemein nein an, nicht nur bei freifunk ;-)
>
>> - TKUEV
>>
> Gueltig, egal, was du machst, siehe oben.
>
>> - was vergessen?
>>
> ironietags

Geht es darum, einen umfangreichen Katalog mit anklickbaren  
Regelungen aufzulisten? Klicklizenzen haben einiges für sich und  
funktionieren tw. ganz gut. Technisch mag ähnliches auch für ppa  
sinnvoll sein.

BGB und TKÜV braucht man aber nicht anklicken, das Zeug gilt (zT.  
dummerweise) sowieso. Allerdings - so fürchte ich - muss man sich die  
TKÜV noch mal genau anschauen und kucken, was damit überhaupt geht.  
Ausserdem muss wohl so einiges kommuniziert werden...

>> Grusz, Sven-Ola
>>
> Gruss, Alex
>
> Tofu entsorgt, futtert mehr steaks ;-)

lol. done.

Grüße aus Almaty

Jan



[1] Dafür bräuchte es ausser

1. guten und interessierten Freifunkern,
2. gute Juristen und Fachleute aus anderen Disziplinen,
3. weitere gute Leute™

damit man eine Basis findet und bespricht, was eigentlich nötig ist.

Vermutlich wird es ein paar Anläufe brauchen, bis sich ein Gedanke  
und die Dynamik entwickelt. Bis sich die richtigen Leute zusammen  
finden, die merken, dass sie das gleiche Ziel verfolgen. - So schwer  
sollte es allerdings auch nicht sein, meine Erfahrungen mit der  
freifunkkontexten machen mich ganz optimistisch. Gibt da echt ne  
ganze Menge Menschen, die das politische Potential sehen. Jetzt muss  
es darum gehen, das in den Kontext zu setzen und die Kontroversen zu  
diskutieren.

[2] cf. Lessig, Code and other laws of Cyberspace. Version 1.0. Basic  
Books. New York 2001

[3]   Wenn man das herausdestilliert hat, dann wird man vielleicht  
merken, dass einige vermeintliche Regeln, rein technischer Natur  
sind. Das gibt dann Potential technisch weiter zu arbeiten.

[4] um mich gleich mal unbeliebt zu machen, aber auch deutlich zu  
machen, wie man mit dem Teufel ein Spielchen spielen kann; habt Ihr  
schon mal an digitale Signaturen gedacht? (nur als Beispiel) Es gibt  
noch jede Menge anderer Varianten und Kombinationen... - ganz ehrlich  
ich weiss noch nicht wohin die Reise gehen soll, mir fällt nur jede  
Menge ein. Und... für einiges haben wir Zeit, weil freie Netze bei  
der derzeitigen Entwicklung ziemlich unschlagbar sind...

[5] Auf der anderen Seite kann man mit Regeln, Konventionen (aber  
auch schon mit den Diskussionen darüber einiges machen). Siehe GPL,  
creativecommons etc. Man muss sich nur überlegen, wo das Sinn macht.

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