[Berlin-wireless] Tempo Tempo

Rolf Pfeiffer ropf
Mi Jun 27 00:29:05 CEST 2007


Bin wohl etwas abgeschweift bei meinem letzten post.
Wir sollten uns alle sehr hüten, aus dem persönliche Umfeld gewonnene 
Erfahrungen für allgemeingültig zu erklären. Das gilt besonders für die 
extremen Enden des Spektrums - zB den funkmäßig dichten Boxhagener Platz auf 
der einen Seite, die (vor einem Jahr) idealen Verhältnisse in Pankow auf der 
anderen.

Fakt ist - jedes Medium ist irgendwann dicht - und Tricks wie RTS/CTS können 
den Effekt nur mildern - vielleicht. Und das auch NUR, wenn das Netz erstmal 
grundlegend funktioniert. Also wenn über 7 Hops kein ssh mehr geht, ist das 
KEIN geeigneter Kandidat für unsere Untersuchungen.

Der Theorien gibt es viele, und mit ein paar intellektuellen Klimmzügen kann 
man JEDEN Unsinn begründen. Wollen wir also wissen, was uns eine Technik 
bringt, müssen wir Messen. Und wer mißt, mißt Mist.

Wir sind nun mal ein Netz. Und der Durchsatz durch das Netz ist eben NICHT die 
Summe der Link- oder Ketten-Durchsätze. Es gibt eine ganze Reihe von 
Möglichkeiten, einen Einzellink zu verbessern auf Kosten der Nachbarn.

Was ist nun dieser ominöse Netzwerk-Durchsatz, und wie kann man ihn messen? 
Oder schätzen? Oder wenigstens eine besser/schlechter Aussage treffen?

Unser Netz hat sehr viele Parameter/Freiheitsgrade, an denen wir drehen 
können - und die wir irgendwie im Sinne des Netzes bewerten müssen - RTS/CTS 
ist nur einer davon.

Vorausgesetzt, wir wollen ein (möglichst) optimales Netz. Aber wollen wir das 
überhaupt? Ist es nicht viel bequemer - Firmware, Router, Antenne 
zusammenzupappen und auf Funktion zu hoffen? Reicht es uns nicht, wenn das 
Internet einigermaßen geht? Oder fühlt sich jemand durch diese Frage (nach 
dem Netzwerkdurchsatz) zum Nachdenken herausgefordert? Wer? Ist alles super - 
nur ich hab ein Scotty-Syndrom?

Elektra hat zwei Links gepostet, die beide sehr lesenswert sind, aber nicht 
kritiklos übernommen werden sollten. Das Roofnet-Paper bietet eine wertvolle 
Sammlung von Meßwerten, aber die sind EINDIMENSIONAL.

Die Autoren wcnc-ray-Papers haben mit einen guten und einfachen Vorschlag zur 
Verbesserung des RTS/CTS-Handshakes gefunden und das in ihren Kurven 
eindrucksvoll dargestellt. Nur - es fehlt die Kurve ganz ohne RTS/CTS - und 
unsere Frage bleibt unbeantwortet.

Dafür haben sie sich - wie vereinfacht auch immer - Gedanken um den 
Netzwerkdurchsatz gemacht - und eine Art Lastfall konstruiert.

In ihrem Modell hat jeder Knoten einen kreisförmigen Kommunikationsradius, den 
sie als Footprint bezeichnen. Innerhalb des Footprints ist die Kommunikation 
perfekt, vorausgesetzt RTS/CTS war erfolgreich, nach außen gibt es keine 
Wechselwirkung. Jeder Knoten kommuniziert ständig mit allen seinen Nachbarn.

Die Anzahl aller innerhalb des Footprints generierten Pakete bezeichnen sie 
als Last, was davon durchkommt als Durchsatz. Eine Angabe der Knotendichte 
innerhalb des footprints muß ich wohl überlesen haben - meiner Meinung nach 
sollte die einen starken Einfluß haben.

Für die Demonstration des Blockingeffekts und ihrer Lösung ist das ok. Und wir 
können die Grundidee (vielleicht) für unsere Zwecke abwandeln. 

Unser Footprint kann im Prinzip ein x-beliebig umrissenes Gebiet sein. Nur 
müssen wir die Nachbarschafts-funktion unscharf definieren, nahe Knoten sind 
also stärker benachbart als weit entfernte. Weiterhin braucht es einen 
Fairneß-Aspekt, schließlich wollen alle ihren Spaß bzw Intenetzugang. 

Und dann können wir das Gebilde unter Last setzen - entweder alle Richtung 
Uplink für das heutige Nutzungsmodell - oder jeder mit jedem für die 
angestrebte end-to-end connectivity ... huiii das wird ein Spaß!

Davor steht aber noch jede Menge Tüftelei - und ich wünschte, die 
Statistikvorlesungen nicht geschwänzt zu haben.

Gruß Rolf





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