[Berlin-wireless] Wieso redet darüber keiner?
Sven-Ola Tuecke
sven-ola
Mo Mär 5 10:17:14 CET 2007
Hi Rolf,
hab' erstemal Dank fuers formulieren deiner (wenn auch etwas
polarisierender) Sichtweise. Dass Forschungsinstitute durchaus
Eigeninteressen entwickeln ist ja so unbekannt bzw. ungewoehnlich nicht. Ich
glaube nicht, das wir durch Kontrolle der Nutzerdaten bzw. Nutzungsdaten
einen erheblichen Abstand zu jeglicher kommerziellen Anwendung erreichen.
Wir wuerden uns eher blockieren.
Warum? Weil unser Netzmodell auf Kooperation angelegt ist. Um zu kooperieren
braucht man Informationen. Informationen z.B. ueber Nachbarn. Informationen
ueber den Netz-Zustand. Macht man es "geheim", gibt es ganz schnell eine
innere "Clique" mit internem Wissen. Macht man es offen, gibt es eben
"Schnorrer". Wir wollen ja nachgerade, dass Leute schnorren. Also unser
Beispiel nehmen und es vor Ort fuer sich kopieren. Genau das passiert ja,
und zwar sowohl auf der Technikschiene als auch bei der Org. Und natuerlich
immer in Varianten. Dass dann jemand einen Nebennutzen abgreift (also z.B.
eine Diplomarbeit schreibt oder eine Forschungsprojekt eintuetet) finde
nicht sonderlich verwerflich. Iss'n bisschen wie bei freier Software. Die
Wertschoepfung ist immens und sicher wesentlich hoeher als im oeffentlichen
Bewusstsein bekannt. Beruehrungsaengste zu kommerzieller Nutzung gibts aber
nicht viele - die erzeugt da vielmehr einen gewissen "Rueckenwind".
Die eigentliche Ressource fuer uns ist "freies Spektrum". Das ist
unbezahlbar (in gewisser Weise). Freies Spektrum auf der Technikebene UND
auf der Politik|Gesetz|Sozialen Ebene. Das gilt es zu besetzten und
natuerlich auf Dauer auch zu halten oder sogar auszudehnen (bis nach Afrika
oder so ;-). Und dabei koennen die angesprochenen Institutionen helfen. Und
ganz generell: Nein. Niemand will einen Ausverkauf. Geht auch gar nicht,
solange es keine Super-Clique gibt (s.o).
P.S.: Es redet sich ueber so Krams besser in lockerer Runde. Einer der
Gruende fuer unsere Mittwochsveranstaltungsreihe (seit 4 Jahren jetzt glaube
ich). Nur um das Subject: zu thematisieren. Achso: Tippfehler bitte
entschuldigen, habe gestern 12 Std. Wasser+Abwasser geloetet und hab' jetzt
irgendwie Tippprobleme ;-)
Loeffelnd,
// Sven-Ola
----- Original Message -----
From: "Rolf Pfeiffer" <ropf at o2online.de>
To: "wirelesslan in Berlin" <berlin at olsrexperiment.de>
Sent: Monday, March 05, 2007 7:41 AM
Subject: [Berlin-wireless] Wieso redet darüber keiner?
> Ich war leider nicht dabei und hab es nur über ein paar Ecken erfahren -
> es
> gibt wohl Bestrebungen einer "Zusammenarbeit" zwischen olsrexperiment und
> der
> Forschungsindustrie.
>
> Die Herren Akademiker möchten wohl Daten - UNSERE DATEN! Deshalb geht uns
> das
> alle an - und ich wundere mich ernsthaft, wieso das hier nicht
> thematisiert
> wird. Immerhin gibt es im Freifunk-BNO-Forum eine Disskussion darüber [1].
>
> Meinerseits gibt es ernsthafte Bedenken:
>
> - Hinter Frauenhofer oder unseren UNIs stehen Interessen von Staat und
> Kapital. Während die Einen zB für mp3-codecs Lizenzgebühren verlangen, und
> damit die Entwicklung von legalen opensource-Alternativen behindern,
> halten
> die Anderen die wirklich interessanten Papers unter Verschluß. (Mir kommt
> jetzt noch der Kaffe hoch, wenn ich an BRN denke). Die Jungs stehen in
> vielerlei Hinsicht "auf der anderen Seite"
>
> - Die Geschichte von Anonymisierung ist ein modernes Ammenmärchen.
>
> - Eine angemessene Gegenleistung? Hier mal eine sehr angreifbare
> Milchmädchenrechnung: 500 Freifunker beschäftigen sich im Durchschnitt
> 1/2Std
> täglich zu einem Satz von 40? mit dem Netz => macht 10.000? täglich,
> Hardware
> nicht inbegriffen. Da haben wir ganz unbemerkt einen richtigen Schatz
> produziert - und es gibt einen Markt dafür!
>
> - Aus diesem Blickwinkel ist auch die Verwendung unserer Netzdaten in
> Diplomarbeiten und ähnlichem zustimmungsbedürftig.
>
> - Wenn man es böswillig betrachtet (tu ich nicht), ist das Unterjubeln des
> ganzen statistik-foo per ff-recommendet genauso wie der geplante Einbau
> von
> GPS-Daten in die fff eine stillschweigende Vorbereitung dieser
> Entwicklung.
>
> Leute - ich bin nicht wissenschaftsfeindlich. Im Gegenteil, es gibt eine
> ganze
> Reihe von Möglichkeiten der Zusammenarbeit - aber dazu schreib ich beim
> nächsten Mal was. Bis dahin denkt daran:
>
> WER MIT DEM TEUFEL ZU ABEND SPEIST, BRAUCHT EINEN LANGEN LÖFFEL !
>
> Gruß Rolf
>
>
> [1]
> http://www.freifunk-bno.de/component/option,com_smf/Itemid,88/topic,464.0/
>
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