[Berlin-wireless] Lizenzpolitik von OpenWrt
Robert Schuster
theBohemian
Fr Nov 23 09:44:33 CET 2007
Hi.
Alina Friedrichsen schrieb:
> Hi,
>
> mein Angebot uci in C neu zu implementieren wuerde nach anfaeglicher Annahme vom OpenWrt-Projekt deshalb abgelaehnt, weil ich auf die GPLv3 als Lizenz bestanden hatte. Genauer gings dabei um die TiVo-Klausel, die verhindern soll das Hersteller, die freie Software verwaenden, die Geraete so verdongeln, dass Du Deine eigne Software bzw. Firmware darauf nicht laufen lassen kannst. Das find ich doch mal hoechst interessant bei einem Projekt, das sich "Wireless Freedom" auf die Fahne geschrieben hat.
>
> Nachzulaesen ist das ganze im Archiv der Kamikaze-Mailingliste:
> http://lists.berlin.freifunk.net/cgi-bin/mailman/listinfo/kamikaze
>
> Gruesse
> Alina
>
Hab mir mal diesen Kommentar von dir rausgefischt: "Ausserdem hat auch
End-User das Recht mit der Hardware zu machen, was er oder sie will."
Glückwunsch!
Du bist eine der wenigen die das verstanden haben. Die GPLs sind keine
Lizenzen die es den Entwicklern möglichst einfach machen sollen die
Gesellschaft um sich herum nach Lust und Laune abzuzocken - dann könnten
sie gleich irgendeine proprietäre EULA nehmen - sondern den Anwendern
die grösstmöglichen Freiräume zu verschaffen.
Letztendlich geht es bei Urheberrechtslizenzen darum wer darüber das
Sagen hat (aka control im Sinne von Steuerung) - die FSF vertritt die
Interessen der Anwender. Und jene ist eine echte Obermenge zu den 'devs'
(bzw. den 'devs ihre Manager').
Alexander argumentiert wie früher das X Consortium[0]: "It exerted both
moral suasion and pressure to discourage free software developers from
copylefting their programs. It used moral suasion by suggesting that it
is not nice to say no. It used pressure through its rule that copylefted
software could not be in the X Distribution.
Why did the X Consortium adopt this policy? It had to do with their
definition of success. The X Consortium defined success as
popularity--specifically, getting computer companies to use the X Window
System."
Felix meint es handle sich bei der GPLv3 um einen Eingriff in
Hardwarefragen: Die Lizenz verlangt nur, dass jemand auf seine eigenen
Geräte Zugriff bekommt[1]. Es gibt genauso Klauseln die ermöglichen dass
zB. GPLv3-Software in medizinischen Apparaturen nur vom Personal und
nicht von irgendwem ausgetauscht werden darf. Die kodifizierte Freiheit
mit meiner HW in meinen eigenen 4 Wänden zu machen was ich will, soll
eine Einschränkung seitens des Herstellers sein? Das hiesse also: Forme
ein Stück Plaste und Silizium, brenne einige Leitungen durch (nvram) und
du erhältst das Recht anderen vorzuschreiben was sie mit diesem
Werkstück machen dürfen. Wer von euch hat schon mal irgendein Produkt
für einen anderen Zweck verwendet als das was der Hersteller vorgesehen
hat? FreifunkRouter?
Ich fände es nicht gut wenn irgendeine nächste Generation von
WLAN-Routern mit Efuses[2] in den CPUs daherkommt, die benutzt werden um
die freie Software darauf zu 'schützen'.
Ich fände es wirklich toll, wenn einige Programmierergötter (es wird ja
auch Torvalds zitiert) mal etwas runter kommen und den Blickwinkel
derjenigen Menschen einnehmen die in der von ihnen erschaffenen Welt
leben *werden*.
Nun aber zur Lösung eures Problems:
Die GPLv3 erlaubt ausdrücklich die Hinzunahme von Einschränkungen
entfernender Klauseln. Du kannst also eine Klausel hinzufügen die soviel
sagt wie: "Hiermit erlaube ich das Linken mit Programmteilen die unter
[L]GPLv2, MIT, BSD, .. stehen. Jede Komponente bleibt unter ihrer
eigenen Lizenz.". Projekte die so etwas verwenden: GNU Classpath,
libstdc++, Teile vom GCC, java-gnome, OpenJDK/IcedTea, MySQL und alle
GPL-Programme die OpenSSL benutzen.
Damit stünde der von Felix gewünschten Kompatibilität mit Nicht-[L]GPLv3
Komponenten in OpenWRT nichts im Wege.
Entsprechende englische Textvorlage kannst du dir von der MySQL FLOSS
Exception[3] holen.
Gruss
Robert
[0] - http://www.gnu.org/philosophy/x.html
[1] - http://www.gnu.org/copyleft/gpl.html - Abschnitt 6 - such nach
"User Product"
[2] - http://en.wikipedia.org/wiki/EFUSE
[3] - http://www.mysql.com/company/legal/licensing/foss-exception.html
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