[Berlin-wireless] Die Rolle des Fraunhofer Instituts bei Freifunk
Jo-Philipp Wich
xm
Mi Nov 18 20:28:21 CET 2009
-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
Hash: SHA1
Hola.
> [Sven-Ola stürzen]
Kann ich nicht beurteilen, war nich dabei.
> Beim selben Congress hatte er auch mir gegenueber geprallt, das er mit
> dem Traffic vom Congress und des Freifunk-Netzes "Data Mining" (Wortlaut
> exakt) betreibt. Spaeter hatte ich herausgefunden das dies im Auftrag
> des Fraunhofer Institut geschieht.
Soweit ich weiß hat er nie einen Hehl daraus gemacht das der gesammelte,
aggregierte Traffic zu Analysezwecken herangezogen wird. Nen wirklichen
Kritikpunkt seh ich da nich wirklich solange es sich hier um allgemeine
Benutzerunabhängige Verkehrsdaten handelt (Hello- und Topo-Pakete,
Trafficcounter, Wlan-Noise-History, ...).
> Wir hatten trotzdem ein paar mal noch ueber IPv6 Routing-Konzepte
> gesprochen. Dabei war mir aufgefallen, das seine nicht an Freifunk
> ausgerichtet waren, sondern eher an normale kommerzielle Netze.
Das kann man gut finden oder nicht - die Ausrichtung an kommerziellen
Netzen macht aber insofern Sinn als dass sich diese u.U. auch an der
kommerziellen Realität behaupten müssen - wenn es ein reines grassroots
Projekt sein soll dann bitte auch ohne kommerzielle Anschlüsse mit
kommerziellem Internet.
> Und immer wenn ich die dezentralisierten grassroots Ideale von Freifunk hoch
> halten wollte, wurde er aggressiv und hatte entsprechende Konzepte
> massiv torpediert. Das kam mir auf die Dauer sehr seltsam vor.
Solange sich das "massive torpedieren" auf ein argumentatives bzw.
verbales Vorgehen beschränkt mag das für dich zwar unerfreulich aber
durchaus keine behinderung deiner Tätigkeit darstellen.
> Vor ein paar Wochen hatte ich bei einen Heise-Artikel ein seltsames
> Deja-vu. Da war von IPv6, mobilen Ad-Hoc Netzwerken und "bitte kein
> NAT!" die Rede. Also genau das, an dem Alex arbeitet.
Dass man IPv6 ohne NAT macht ist ja eher der Normalzustand, auch IPv6
über Ad-Hoc Netzwerke ist keine Neuigkeit, siehe z.B. babel und AHCP.
Eine simple Google Suche nach "Ad-Hoc IPv6" liefert zahlreiche Hits auf
Papers und Publikationen von diversesten Instituten in Europa und den
Staaten u.A. dem IEEE selbst. Viele der Dokumente sind auf das Jahr 2004
oder sogar 2001 datiert - es ist also durchaus keine neue Idee, kein
neues Prinzip und das Interesse daran entstand auch nicht erst vor
wenigen Tagen.
> Mittlerweile hab ich auch durch andere Quellen mehr Einblick in die
> IPv6-Umstellung der Bundeswehr und die Rolle des Fraunhofer Instituts
> dabei erhalten und damit viele Indizien die dafuer sprechen das u.a.
> diese Organisation von Alex Forschungsarbeiten an IPv4 ueber IPv6
> Transit-Moeglichkeiten und die Forschungsarbeiten anderer mit Open
> Source Mesh-Protokollen profitieren werden.
Ja, auch die US Navy profitiert von OLSR, das NSA hat SELinux
entwickelt, die US Army will verstärkt auf Open Source setzen usw.
Von Open Source profitieren halt alle, nicht nur Grassroots-Bewegungen.
Die GPLv2 verbietet auch den Einsatz freier Software für militärische
Nutzung nicht, Lizenzen wie BSD oder Apache noch weniger. Man kann keine
offene Entwicklung betreiben und im Gegensatz dazu erwarten das diese
nicht aufgegriffen und "marktreif" gemacht wird.
Das Internet und über das wir uns hier alle mit Förmchen bewerfen wurde
übrigens vom US Militär bzw. dem DARPA entwickelt, solltest du ja wissen.
> Der olsrd wurde mir
> gegenueber als einer der wenigen Prototypen bezeichnet, der oeffentlich
> verfuegbar und im richtigen Einsatz ist. Und nicht nur sein Werk in
> internen Simulationen tut.
Das beweist doch welchen Erfolg Open Source Software haben kann wenn sie
konsequent getestet, verfeinert und weiterentwickelt wird. Das nun sogar
die Bundeswehr diese einsetzen will ist doch eine großartige Sache.
Das ist meiner Meinung nach nix Anderes als wenn irgend ein Unternehmen
nen Apache mit PHP laufen hat um darüber Internetgeschäfte abzuwickeln,
freie Software erlaubt das explizit.
> Freifunk ist also keines Falls nur ein Projekt von Free Software
> Enthusiasten und Buergerrechtlern, sondern auch ein experimentelles
> Forschungsprojekt hinter den kommerzielle Interessen stecken. Das musste
> ich erst noch lernen.
Hinter jedem halbwegs erfolgreichen Free Software Projekt können
kommerzielle Interessen stehen, die einen lassen sich für Modifikationen
bezahlen, die Anderen leben vom Support für ihre Projekte oder nutzen
die Software als Infrastruktur um ihre Geschäftsprozesse darüber laufen
zu lassen.
Dann gibts halt auch Institute die brauchen Fördermittel für
Grundlagenforschung und bedienen sich halt an vorhandenen Entwicklungen,
Prototypen und Ideen. Das ist halt nen Nebeneffekt von Transparenz und
Offenheit.
Wenn das oben jetzt deine Enthüllung war, dann hast du ja echt nen Sturm
im Wasserglas produziert... nix davon ist schockierend, unerwartet oder
geheim.
Die Sven-Ola Geschichte verbuche ich jetzt mal unter "usual Layer8 foo",
zum Einsatz von OLSR und IPv6 bei der Bundeswehr sag ich nur dass
Freifunk imo einer von vielen OLSR-Nutzern ist. Vielleicht der größte,
vielleicht auch nicht - in jedem Fall aber einer ohne Bestimmungsrecht
über OLSR oder andere Freie Software.
Regards,
JoW
-----BEGIN PGP SIGNATURE-----
Version: GnuPG v1.4.9 (GNU/Linux)
Comment: Using GnuPG with Mozilla - http://enigmail.mozdev.org/
iEYEARECAAYFAksEStAACgkQdputYINPTPOJzQCdGzl9qIxYika+yHkO+eJnvc/+
y3QAoIuuHqiRK8sSNFi9cXztJQsLyqqL
=cHfe
-----END PGP SIGNATURE-----
Mehr Informationen über die Mailingliste Berlin