[Berlin-wireless] viel.Rauch / debatte

Horst Krause offlinehorst
Sa Dez 18 17:00:53 CET 2010


hallo elektra et alt,

zuerst mal vielen dank für deinen versuch, die debatte
um L.Assange/wikileaks auf tatsachen zurück zu führen.

ich denke allerdings, daß L.Assange eine schillernde
person ist, die als gallions-figur einer widerstands-
bewegung gegen überwachung, krieg und ausbeutung eine
rolle spielt. der mann ist brilliant, provokant, present,
aber lt. ex-mitstreitern "dictator" mit "imperial manner".
so faszinierend global-player-stars und deren cia-nahe
groupies sind, schaue ich mir lieber an, was an enthüllungen
rauskommt, und was es bewirkt.
uund, denkt noch jemand an den whistle-blower Bradley Manning, 23,
der seit über einem halben jahr in folter-artiger isolationshaft
sitzt und so weichgekocht, wohl bei der verfolgung von enthüllungen
noch eine traurige rolle spielen soll.

trotzdem, hier ein audio-track:
> http://alternativlos.org/10/

und hier ein buch mit ihm als '90er-hacker_co-author:
> http://www.xs4all.nl/~suelette/underground/underground.txt

es ist -mm- fragwürdig, wie weit anonyme-DDoS-attacken
(sogn. online-sitzblockaden) nachhaltig einen sinn machen,
oder ob sie doch eher geeignet sind, dem ruf nach 'sicherheit',
also überwachung, reglementierung und unterdrückung zu dienen.

kurzfristiger, anonymer aktionismus, der einem gutwilligen
IP-subscriber 'auf_die_füsse-fällt', der evt. auch noch
ahnungslos getroffen wird, ist contraproduktiv.
steht das notwendige kleingedruckte so im PicoPeeringAgreement?

pay-pal, visa, ect. überhaupt nicht zu benutzen, oder mit
begründung zu kündigen, wirkt auf mich schon konsequenter.
integere unterstützungs-zahlungs-wege zu benennen oder
eigene strukturen auf zu bauen, ebenso.

die idee mit den uplinks, die von personen betrieben werden,
die einerseits zu widerstand/zivilem_ungehorsam willig sind
und andererseits finanziell + juristisch stabil sind, oder
hinreichend unterstützt werden, finde ich nachdenkenswert;
und im sinne von 'frei/offen' konsequenter, als sich hinter
tor-anons, tunneln, encryption, ect. zu verschanzen.
hat jemand einen draht zu C.Ströbele, o.ä. prominenten?

womit wir wieder bei FF wären, und ich meine
   *ja, es darf debattiert werden!*
   (und nicht nur in hinterzimmern)

denn es gibt nach wie vor einen himmelweiten unterschied zw.
der öffentlichen, eventmäßigen, medialen präsentation und
der sozialen reichweite u. tatsächlichen funktion von FF.

@rolf, bzgl. "alte map-nodes"
die vielen, die nur kurz bei FF mit gemacht haben, dann aber
zu was interessanterem weiter nomadisiert sind, kann man nur
begrenzt als beispiel der entwicklung von FF zitieren,
auch wenn sie mal kurz zu 'sehen' waren. [schlapplach]

alle, die sich -aus interesse/dringender_not- an FF gewendet
haben, und denen keiner helfen konnte, oder wo es sogar
"so_gewollt" war/ist, die stehen auf keiner map und werden
gerade von den aktiven/funktionären im besten falls als
podiums-phrase oder power-point-hitword verwurstet.
thema/ziel von FF sind sie nicht wirklich.

und ebenso alle, die mackerhafte dominanz, ewige querelen
[eigene_horst-nase_packen], billige affekten und brilliante events
u. spaciges_ambiente nicht anziehend, überzeugend, nützlich fanden
sind auf keiner map verzeichnet.

das tragische daran ist, daß diese unattraktiven erscheinungen
eben nicht von anderen besser/anders gemacht werden können,
sondern, daß es -mm- nur dadurch funktional-besser würde, wenn
die FF-führer/präsentanten/querulanten daß, was sie bisher als
ihre erfolge ansehen, als falsch/irrig erkennen würden.
zz. wird das falsch-/zerstörerisch-/irre-sein eher bei
den jeweils 'anderen' verortet.

@reiner
jaaa, recht hast du! es reicht nicht, mal_auf_die_schnelle
nodes hin zu stellen, sich selbst für die 'befreiung' von
fremden dächern zu feiern und überall schrott-häufchen zu hinter-
lassen, die sozial isoliert sind, und deshalb auch nicht bekannt
sind, geschweigen denn genutzt/ausgebaut/gepflegt werden.

vernetzung ist langwierige, evt. nervige, zt. dreckige arbeit,
und davon steht in den bisherigen FF-selbstdarstellung kein wort.

und selbst den enttäuschten/kritikern/querulanten/"alten_männern"
fällt es schwer, in die (ab-)gründe ihrer frustration zu schauen.

das ganze FF-konzept "jeder_macht / bezahlt / besitzt_seins" ist
fragwürdig, weil:
- die armen habens nicht (node + inst = ~100?). von initiative,
   IT-kenntnissen, u.v.a.m., zb. FF-link->I-net ganz zu schweigen.
- die wohlsituierten, die nur die ihresgleichen 'weiter_bringt',
   können mit den 'niederen_klassen' nur top-down.
- das FF-'establishment' ist mit selbst-versicherungs-ritualen,
   media-kontakten, konferenz-flugreise-zirkus 'überlastet'.

zwischen diesen (nur grob scizzierten soz-kasten) gibt es fast
keine kommunikation mehr, insbesondere fehlt jede wirksame
rückmeldung (feedback) von 'unten_nach_oben';
so wie im 'wirklichen' leben auch.

@alex, jürgeN,
da es tatsächlich manchem_schwer_ertäglich / schwierig ist,
an den veranstaltungen oder hinterzimmer-treffen teil zu nehmen,
würde es schon helfen, wenn die 'wirklich, wichtigen, konstruktiven'
themen, protokolle, papers, ergebnisse *hier* verlinkt wären;
wenn ein [soz]-feedback denn erwünscht/möglich wäre...


ps: zum schluss noch das seelsorgerische wort_zum_sonntag:

unfreiheit und isolation kann man wirklich empfinden,
aber absolute freiheit/offenheit gibt es NICHT!
das sind utopische ideale.

aber es gibt den prozess des sich_befreien_von/zu; und
es gibt den mut, oder das sich_trauen, sich_zu_öffnen.

gruss horst
offlinehorst at web.de


elektra wrote:
> Hallo alle -
> 
> was soll die Debatte? Ich vermute die meisten Leute auf der Liste sind aktiv 
> oder passiv gegen die buchstäbliche Hexenjagd, die hier gegen Wikileaks und 
> insbesondere Assange durchgezogen und von vielen Medien goutiert wird: "Die 
> Depeschen enthalten nichts neues. Durch die kriminelle Veröffentlichung werden 
> Menschen gefährdet." Ähh, jaaa? Die angeblich vergewaltigte Frau postet am Tag 
> *nach* ihrer Vergewaltigung stolz über ihre neue Eroberung. Als sie erfährt, 
> dass er mit ihrer Freundin ebenfalls geschlafen hat, zeigt sie ihn an und 
> versucht ihren Eintrag aus dem Internet zu löschen - scheitert aber. Sie 
> möchte, dass er sich auf Geschlechtskrankheiten untersuchen lässt, weil er mit 
> ihrer Freundin geschlafen hat. Und alles ohne Gummi! Vergewaltigung - my ass! 
> Medienrecherche == Null! Assange "fühlt" sich verfolgt - also ist er ein 
> typischer Verschwörungstheoretiker. EU-Haftbefehl, Einzelhaft, Fussfessel, 
> Medienverbot und das alles wegen Sex ohne Gummi? Ähh, jaaa? Der Pabst hat 
> gerade das Kondomverbot für Katholiken abgeschwächt - nicht aufgehoben. 
> Vielleicht ist Assange ja ein guter Katholik - öhh, hust!
> 
> Im Zweifelsfall wird natürlich auf das geschriebene Recht gesch***** wenn es 
> um Macht und Unterwerfung geht. Oder es wird gebeugt, dass sich die Balken 
> biegen, wie im Fall Assange. Am Ende macht das Recht immer der, der die Macht 
> hat. Da mögen sich die Mächte dieser Erde noch so einen grossen 
> Scheinheiligenschein zulegen. Obrigkeitshörige Spiessbürger mögen sich da was 
> anderes einbilden, weil sie ihrer Machtlosigkeit selbst zugestimmt haben. Und 
> die bürgerliche Presse wird es ihnen schönreden. Man denke!
> 
> Ulf hat lediglich geschrieben, dass er es nicht gut findet, wenn Leute im 
> Internet Sitzblockaden machen und dazu FF Gateways benutzen, weil dann 
> möglicherweise nichtsahnende FF-Gatewaybetreiber geloggt und anschliessend 
> eventuell verfolgt werden.
> 
> So wie Ich es verfolgt habe, hat niemand diesen Standpunkt abgelehnt. Kann 
> wohl auch jede(r) nachvollziehen.
> 
> Wenn eine Verfolgung wegen Onlinedemo und FF stattfindet, geht es - wie 
> hinlänglich bekannt - um Strafrecht und nicht um Störerhaftung. Insofern muss 
> bewiesen werden, dass es der/die Gatewaybetreiber selbst waren.
> 
> Da durch die IP ein Anfangsverdacht besteht kann es Ermittlungen nach sich 
> ziehen. Wenn die Staatsgewalt in welcher Form auch immer anklopft (in Form 
> eines Schreibens oder von Beamtenbesuch) ist das prinzipiell immer unangenehm. 
> In sofern ist der ideale Gatewaybetreiber über 70, besitzt keinen eigenen 
> Computer und hat schon immer selbstbewusst auf anmassende Obrigkeiten 
> geschissen. Diese alte Dame / Herr hat Spass daran verbeamtete 
> Realitätsflüchtlinge mit einer autoritären Persönlichkeitsneurose an der Nase 
> zu fassen und sie so lange daran herumzuführen bis es ihnen reicht.
> 
> Solche alten Damen und Herren gibt es, aber sie sind seehr selten. Wer sie 
> suchen möchte könnte bei der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes fündig 
> werden. Diese alten Leute sind heute wirklich sehr alt, aber sie werden schon 
> immer und immer noch vom Verfassungsschutz überwacht.
> 
> Ich vermute kein FF-Gatewaybetreiber fällt in diese Kategorie. Und das soll 
> natürlich auch kein Vorschlag sein alten Leuten den Lebensabend mit Stress zu 
> füllen, weil es so schön bequem ist! 
> 
> Viele Grüsse aus Shenzhen
> Elektra
> 
> _______________________________________________
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> Berlin at berlin.freifunk.net
> http://lists.berlin.freifunk.net/cgi-bin/mailman/listinfo/berlin
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