[Berlin-wireless] Immer wieder: Filesharing
Sven-Ola Tuecke
sven-ola
Do Feb 4 10:47:47 CET 2010
Hey,
bin gestern abend gebeten worden, die Funktion des "zapp"-Skriptes naeher zu
erlaeutern. In etwas weniger technischen Worten. Ganz abseits von der
Tatsache, dass ich einfach mal wieder Laune hatte ein bisschen Skriptfummelei
zu machen.
Das Problem ist uns allen bekannt: die Technik des Filesharing wird gerne dazu
genutzt, digitale Inhalte wie Musik, Filme oder Software zu tauschen. Wenn
der Tauschverkehr dann ueber die Gateways abgewickelt wird, bekommt man "von
aussen" nur die IP des Gateway-Betreibers mit. Der Gateway-Betreiber wiederum
bekommt dann "als letzte sichtbare Ansprechperson" Aerger.
Als Betreiber eines Gateways hat man sicher eine gewisse Aufsichtspflicht (das
naehere regelt ein Bundesgesetz) - das sagt einem schon der "Common Sense".
Darum gibt es bei uns auch zunaechst mal eine ganz klar formulierte
Policy: "Kein Filesharing ueber die Gateways". Diese Policy wird ja auch
z.B. ueber die "Nervseite->OK ich bin brav") kommuniziert. Auszerdem kann
sich heutzutage jeder Trottel einen VPN-Endpunkt kaufen (available fuer 5,--
monatlich bei Ihrem bevorzugten IP-Fachhaendler) und dann darueber machen was
gewuenscht wird. Wahlweise hilft der Direkt-Tausch von Festplatten.
Jedenfalls braucht unser Gateway-Betreiber Unterstuetzung, um diese
Aufsichtspflicht zu bedienen. Und genau das macht dieses Skript. Das ist
keine absolute "sorglos" Loesung. Es ist nur eine Administrator-Hilfsmittel,
dass man punktuell einsetzen kann. Im Uebrigen darf man die Aufsicht ja auch
nicht so weit treiben, dass man das Fernmeldegeheimnis dritter bricht.
Zur Technik:
Das Skript tut nichts geheimnisvolles. Ich vergleiche es mal mit
der "Heuristik-Funktion" in einem der allgegenwaertigen Virenscanner.
Auf den Gateways muss ja der Verkehr von mehreren internen IP-Adresse auf eine
einzelne im Internet gueltige IP-Adresse "uebersetzt" werden. Dazu merkt sich
das Gateway kurzzeitig, welcher interne Datenverkehr zu welchem extern (im
Internet sichtbaren) Datenverkehr gehoert. Das nennt sich "Connection
Tracking" oder NAT. Das Skript untersucht nun diese Uebersetzungstabelle,
entdeckt und sanktioniert ein bestimmtes Kommunikationsverhalten.
Hintergrund: Filesharing-Programme haben bestimmte Kommunikationsmuster. Sie
nehmen in kurzer Zeit Kontakt zu vielen verschiedenen Kommunikationspartnern
auf. Gleichzeitig kommen von vorher unbekannten Kommunikationspartnern
Verbindungsanfragen herein. Letztere koennen vom Gateway gar nicht
weitergeleitet/uebersetzt werden, weil ja ohne vorherige Anfrage dazu keine
interne IP bekannt ist. Aus diesem Grunde muesste man fuer effektives
Filesharing auch eine einwaerts gerichtete Umleitung am Gateway
konfigurieren.
Einige Filesharing-Programme gehen dabei sehr aggressiv vor. Wenn man
beispielsweise die "VHT/DHT"-Funktion von Bittorrent nutzt kann das soweit
gehen, dass der Gateway-Router unter der Last der Uebersetzungs-Eintraege
zusammenbricht. Dies - und die uebermaessige Funkbandbreiten-Nutzung durch
Filesharing - macht diese Technik ganz allgemein in unseren Funknetzwerken
unpraktikabel. Behindert sie doch zusaetlich auch alle andere Nutzer.
Es gibt natuerlich auch andere Anwendungen, die ein aehnliches
Kommunkationsmuster aufweisen. Beim Neustart eines Web-Browsers
beispielsweise. Dieser versucht saemtliche zuvor geoeffneten Tabs aufzumachen
und kontaktet dabei eine Unmenge von Websites. Der Abruf einer Liste mit
RSS-Feeds. Eine Kommunikation mit dem Programm "Tor" vielleicht. Das Skript
versucht, diese Anwendungen und Filesharing-Anwendungen zu unterscheiden - es
ist aber keineswegs ausgemacht dass das immer erfolgreich ist. Auf Deutsch:
da sind Erfahrungswerte als Konstanten eingebaut. Und die muss man an die
tatsaechlichen Gegebenheiten anpassen. Wenn das Skript also
jemanden "erwischt": seid freundlich und reagiert zeitnah. Untersucht, warum
das Skript eine Blockade ausgelöst hat und erhoeht bei Bedarf den
BOGOTHRESH-Wert - steht vorne im Skript.
Auszerdem funktioniert das Ganze nur, wenn das Filesharing mit vielen
Gegenstationen stattfindet. Ein einsamer Torrent mit 2 Seedern und einem
Leecher wird sicher nicht entdeckt. Aber vermutlich machen die die
Inhalteanbieter-Schergen (Rechtanwaelte + Verwerter) sowieso nur bei den
High-Volume-Torrents mit. Inwieweit das wiederum verwerflich ist mag ich mir
gar nicht ausdenken <SCNR>
Hoffentlich hilfts...
// Sven-Ola
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