[Berlin-wireless] wie sage ich ES meinem nachbarn?

Jo-Philipp Wich xm
Sa Feb 20 19:44:44 CET 2010


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Hi.

> soweit die theorie. die praxis, besonders die lokale, stellt sich mir
> irgendwie anders dar. dir auch?
> 
> - meine freifunktechnik ist mumpitz, wenn ich parterre sitze und mich
> nicht traue, das dach zu erobern. hey leute! für ne fernsehantenne ging
> das doch auch! (damals)

Dann muss ich halt aktiv werden, vielleicht mit dem Menschen drei Etagen
höher reden, oder dem auf der anderen Straßenseite, oder Internet
einspeisen um nen Anreiz zu schaffen das Andere zu mir kommen.

> - es ist bitter, "am rand der wolke" zu sitzen. freifunk-geruch liegt in
> der luft, aber du hast nix davon. das sollte eigentlich den jagttrieb
> wecken, erzeugt aber eher frust und resignation.

Kontakte knüpfen, Strecken planen und selber aktiv werden.

> - es ist auch anstrengend, anschauen zu müssen, dass schnee auf dach...
> mehr macht hat.

Irgendwas selber erschaffen ist selten einfach - wir sind nunmal auf die
Technik beschränkt die wie a) bekommen können und b) einsetzen dürfen.

> ja, das läuft wieder auf den bedarf an einer brauchbaren
> freifunk-selbstdarstellung hinaus. eine, die auch für "nicht-nerds"
> plausibel und übersichtlich ist.

Da du ja deine interessantesten Beiträge via PM bekommst und andere
Nutzer sich auch Gedanken machen, wie wärs wenn du dich mit denen
zusammensetzt und mal einen Draft erarbeitest?

> aber das ist noch nicht alles: die arbeit macht sich nicht von alleine.

Ganz genau.

> ich glaubte auch mal daran, mit einer coolen webseite erfolg UND weniger
> arbeit zu haben. hahaa... kennste das? übrig bleibt trotzdem, den
> direkten kontakt, also so richtig von mund zu mund... sorgfältig zu
> pflegen. 

Als Freifunk auf jemenden zugehen ist das eine, aber ein gewisses
Entgegenkommen (Bereitschaft zu lernen, Zeit investieren, Nachfragen,
Treff besuchen, neue User betreuen) muss man seitens der (neuen)
Teilnehmer schon erwarten dürfen...

Ich habe manchmal den Eindruck das wir Freifunk Leuten reindrücken die
eigendlich ne ISP-Wohlfühl-Lösung inkl. Gewärleistungspflicht wollen,
das will zumindest ich persönlich weder versprechen noch machen.

> dazu reicht es nicht, ein abgestürztes raumschiff mit visionen drinne...
> zu pflegen, in der erwartung, mehr als nur die visionäfre/idealisten zu
> erreichen. 

Na wenn man rein passive User erreichen will dann muss man aber den
ganzen Kram komplett neu aufziehen, mit Organisationsstrukturen,
nachhaltiger Netzplanung, Finanzverwaltung, Fürsorgepflichten,
Wartungsplänen, Vermessungen, Ansprechpartnern, Supportern... und dann
stellt sich die Frage warum eigendlich? Weil die bezahlen? Weil unser
Netz dann wächst? Weil wir soviel Spaß am Netzbauen haben? Weil wir dann
der Meinung sind ne gute Tat vollbracht zu haben?

Für viele Freifunker ist Freifunk nachwievor ein Hobby-Projekt, quasi
das IT-Gegenstück zur Modelleisenbahnplatte im Keller mit (nicht
garantiertem) Mehrwert inklusive, die wollen Spaß am Basteln haben, sich
über ne neue Strecke oder den letzten Software-Tweak freuen, aber nicht
"Freifunk-Streetworker" für ganze Stadtteile spielen.

> konspirative wohnzimmertreffen sind auch nicht so richtig die
> alternative, wenn sie auch viel mehr dezentral sind und daher nach der
> theorie passend...

Mehr als regelmäßige Freifunk-Treffen, Chaträume, Mailinglisten oder
sogar Telefonkontakte anbieten kann man oder will man halt nicht - wenn
die User dann immernoch keinen Kontakt aufnehmen dann ist es halt deren
Bier.

Will man wirklich User in den Freifunk reinholen die man im Gegenzug
komplett supporten muss - inkl. Hardware hinstellen+bezahlen,
Windows-Rechner reparieren, bei jeder Störung angerufen werden und
keinerlei Handlungsspielraum mehr zu haben weil es ja die Umgebung
stören könnte?

> so. ich erwarte neugierig eure ansichten...

Das oben war meine.

Ich geb zu ich war vor 1 1/2 Jahren noch idealistischer aber ich hab
gelernt das ne forcierte Netzexpansion den kompletten Spaß-Aspekt aus
der Sache rausnimmt und das Letzte was ich in nem Freizeitprojekt will
ist ein Übermaß Verantwortung übernehmen und den Kram nur noch zu machen
um die Erwartungshaltung anderer Leute zu bedienen.


~ J.
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