[Berlin-wireless] Fwd: Freifunk als Genossenschaft - Macht das Sinn?
Lutz Gruhlke
privat
Do Jan 29 12:08:26 CET 2015
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Sven-Ola hat mich auf einen Blog Artikel aufmerksam gemacht.
http://blog.freifunk.net/2015/eine-note-zu-freifunk
<http://blog.freifunk.net/2015/eine-note-zu-freifunk?utm_source=freifunk+blog&utm_medium=twitter&utm_campaign=freifunk>
Vielleicht passen ja folgende Gedanken zu diesem Thema ...
Am 28.01.2015 um 11:53 schrieb Lutz Gruhlke:
> (...)
>
> Gedanken zum Thema: Genossenschaft zur Förderung freier Netzwerke
>
>
> Zur Erinnerung sei noch einmal unser aktuell propagiertes Freifunk
> Selbstverständnis zitiert:
>
> (...) Die Vision von Freifunk ist die Verbreitung freier Netzwerke,
> die Demokratisierung der Kommunikationsmedien und die Förderung
> lokaler Sozialstrukturen. Durch die Vernetzung ganzer Stadtteile
> wollen wir der digitalen Spaltung entgegenwirken und freie
> unabhängige Netzwerkstrukturen aufbauen. Konkret hat sich Freifunk
> zum Ziel gesetzt, offene WLAN-Netze einzurichten und diese
> miteinander zu verbinden. Dies ermöglicht einen freien Datenverkehr
> "durch die Luft" in der ganzen Stadt innerhalb des Freifunk-Netzes.
> Freifunk ist somit eine offene nicht-kommerzielle hierarchielose
> Initiative für freie Funknetzwerke. (...)
> http://berlin.freifunk.net/
>
> Soweit zur Theorie. In der Praxis höre ich allerdings als erstes
> immer wieder die Frage nach der Verfügbarkeit des Internets via
> Freifunk. Meine ersten Erfahrungen mit FF macht das das auch sehr
> gut anschaulich. So war ich Betreiber eines kleinen Standortes in
> Moabit und der einzige Nutzen dieses Nodes bestand darin, dass mein
> Nachbar, ein Schüler mit begrenzten finanziellen Mitteln, über
> meinen Node einen kostenfreien Zugang zum Internet hatte. Für die
> meisten Nutzerinnen ist Freifunk zu ersteinmal eine recht
> kostengünstige Möglichkeit Zugang zum Internet zu haben. Denn das
> eigentliche ContentConcert ist nun mal im Internet zu finden.
>
> Unsere eigentliche Vision wird von der praktischen Nutzung ad
> absurdum geführt. Was ja nicht weiter schädlich wäre, wenn das
> Internet selbst sich nicht auch derart absurd entwickelt hätte, wie
> es sich nun einmal entwickelt hat.
>
> Mein Sohn Felix brachte es neulich mit einer kurzen Formulierung
> auf den Punkt: "Orwell war Optimist!"
>
> Wir wissen um die Möglichkeiten, welche die Internettechnologie
> uns bietet, müssen aber beobachten, dass diese Möglichkeiten eher
> dazu genutzt werden Menschen zu kontrollieren. Gedacht als
> Möglichkeit Wissen und Erfahrung weltweit auszutauschen, wird diese
> Technologie in erster Linie genutzt den Zugriff auf Wissen
> kontrolliert zu regeln. Unbequemes Wissen wird versucht im Trash
> des Mainstream untergehen zu lassen. Das Internet ist zu einem
> extrem effektivem Instrument der Desinformation, der Kontrolle und
> der Manipulation der Weltbevölkerung verkommen. Nur wer es schafft
> in diesem Netz freie Nischen zu finden wird auch an einem
> "wirklich" öffentlichen Diskurs teilnehmen können. Der Zugang zu
> diesem Netz und seiner Inhalte wird allerdings von Kräften
> kontrolliert die mir recht unqualifiziert erscheinen, Freiheit zu
> pflegen und weiter zu entwickeln. Mich erinnert die derzeitige
> Situation an Goethes Ballade vom Zauberlehrling, nur dass ich
> derzeit keinen Zaubermeister ausmachen könnte, der uns aus diesem
> Albtraum befreit. Schätze da müssen wir wohl selbst Zauber
> entfalten.
>
> Aus diesen grundsätzlichen Überlegungen heraus halte ich es
> durchaus für legitim, wenn nicht sogar für ein Gebot der Logik, den
> Freifunk Gedanken weiter zu denken. Wir brauchen ein freies Netz,
> resp. "freie" Netze dringender denn je. Und wir brauchen Menschen,
> die dieses Netze gestalten und funktionsfähig halten können. Und
> wir brauchen Menschen die gelernt haben diese Technologie auch
> sinnvoll, im Sinne von Befreiung, zu nutzen. Um mal eine Analogie
> aus der analogen Wirklichkeit zu bemühen: Was nutzt der Buchdruck
> und die Möglichkeit für Jede und Jeden recht einfach Inhalte zu
> publizieren, wenn dies auf eine großen Kreis von Konsumenten
> trifft, die sich durch die Pflege ihres Analphabetentums
> auszeichnet?
>
> Eine Genossenschaft, die sich der Aufgabenstellung verpflichtend
> stellt, hier Angebote zu schaffen aus diesem Kreislauf
> auszusteigen, könnte einen möglichen Weg erfinden, Vision von
> freier Kommunikation mit Leben zu füllen.
>
> Wenn ich mir also die Frage stelle, ob Freifunk von einer
> Genossenschaft gepflegt und weiterentwickelt werden soll, dann
> muss ich diese Frage natürlich ersteinmal verneinen (siehe unser
> Selbstverständnis). Wenn es allerdings darum geht, ganz praktisch
> Bedingungen zu schaffen, die diesem Gedanken der Freiheit den
> Boden breiten kann und der stetigen Erosion der Vision von
> digitaler Freiheit entgegen wirken kann, werden wir gut beraten
> sein, die Möglichkeiten, die uns unser Elfenbeinturm durchaus
> bietet, in aller Tiefe auszuloten.
>
> In diesem Sinne freue ich mich auf die Weiterführung des begonnen
> Dialoges ...
>
> Euer Julius Gruhlstein
>
>
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