[Berlin-wireless] Landeskirche richtet kostenlose WLAN-Hotspots ein
Daniel Molenda
d-molenda at gmx.de
Sa Jun 18 14:37:36 CEST 2016
Sehe überhaupt keinen Grund, die Frage der Vereinbarkeit aufzuwerfen.
Freifunk ist keine Lizenzierungsbehörde.
Dass Grundlagen für eine Zusammenarbeit sondiert werden, halte ich für
zielführend. Freies, unkommerzielles und gemeinnütziges WLAN ist
grundsätzlich zu begrüßen.
>> Auf die Kirchtürme dürfen wir auch weiterhin...
>
> noch. Ich bin da eher skeptisch, was die entwicklung angeht. Habe es vor
> jahren in berlin schon einmal erlebt, dass komerzielle anbieter freifunk von
> den daechern treiben oder den zugang (und sei es nur in den koepfen) blockieren.
Ich sehe diese Gefahr durch godspot nicht gegeben. Im Gegenteil.
>>> PS: ich stehe godspot sehr reserviert gegenueber. Bisher gab ich kaum
>>> aussagen mit substanz zum thema. Die pr-kampagne schien netzpolitische
>>> aspekte kaum oder unter zu belichten.
>>
>> was erwartest du? sie bieten kostenloses WLAN und machen Werbung. so
>> weit so transparent...
>
> ich erwarte: freies wLAN ohne Werbung? ungefaehr so transparent wie freifunk
> das im durchschnitt hinkriegt?
Soweit ich das sehen, ist der godspot-Zugang werbefrei. Der Anlass zur
Einrichtung wurde theologisch begründet, nicht politisch. Die Begründung
ist meines Erachtens wenig ausgefeilt (Kirche als Kommunikationsraum -
das greift in der Tat zu kurz, der passendere und protestantisch
zentrale Terminus der Verkündigung fehlt), aber auch kaum bedenklich.
> ;) Aber hier spielt sicher ein allgemeines verstaendnis von "Kirche" mit,
> aus dem sich gewisse gesellschaftliche ethisch-soziale Verantwortlichkeiten
> ergeben wuerden.
>
> Wenn Kirche (ekbo) einfach nur als Firma gesehen wird. Klar, tolle Idee:
> kostenloses wLAN!
Die EKBO ist Körperschaft öffentlichen Rechts und keine Firma. Es steht
ihr frei und es ist zu begrüßen, wenn sie innerhalb ihrer Räume die
godspötter aufspannt. Das soziale Engagement erschöpft sich jedoch nicht
darin.
> PS: Ich finde die signale der ekbo (kirche) sehr bedenklich und merkwueridg,
> wenn sie sich gerade 2016 dazu entscheidet bis 2017 ("lutherjahr") 100.000
> Euro in sich selbst / in einige ihrer eigenen gemeinderaeume zu investieren,
> um diese mit kostenlosem wLAN auszustatten, waehrend in diversen Staedten
> Fluechtlinge ohne jeglichen Internetzugang auskommen muessen oder dafuer
> bestraft werden, wenn freifunk ihnen diesen "kostenlos" zur verfuegung
> stellt
> (http://www.nordbayern.de/region/fuerth/weil-taschengeld-kurzung-droht-furths-fluchtlinge-ohne-wlan-1.5054040).
> Hier wurden grundlegende regeln der mitmenschlichkeit / beduerftigkeit
> missachtet.
Mit dieser lähmenden Grundhaltung kann jedes sinnvolle Projekt zerredet
werden. Wenn man sich vom Leid in der Welt davon abhalten lässt, vor Ort
konkrete Schritte zu unternehmen, endet man in der Handlungsunfähigkeit.
Warum sollte die EKBO im Sprengel Berlin ein Projekt einstampfen, weil
die Bezirksregierung in Fürth Flüchtlingen das Leben schwer macht? Das
erschließt sich mir nicht.
Außerdem ist godspot auf zwei Jahre angesetzt.
> Damit zeigt ekbo (kirche) nicht gerade eine sensibilitaet fuer ihr
> gesellschaftliches umfeld und sozialpolitische entwicklungen, sondern eher
> stumpfe selbstverliebtheit, unsoziales denken und handeln und damit
> entfremdung / entfernung vom menschen und ihren problemen.
>
> Soviel zu meinen erwartungen. Bin uebrigens theologe. Und freifunker.
Gerade mir als Ex-Theologe ist Kritik an der Kirche sehr wichtig. Aber
diese Interpretation erscheint mir doch stark von persönlichen Motiven
und einer falschen Erwartung als von echter Kenntnis der kirchlichen
Intentionen getragen zu sein.
Gerade weil die EKBO godspot in Berlin aufbaut, zeigt sich Sensibilität
für ihr gesellschaftliches Umfeld. Der Bedarf ist da, das Angebot ist
kostenlos. Entfremdung sieht komplett anders aus.
Nota bene: Wenn man mal vergleicht, mit welcher Vorlaufzeit, mit welchem
Aufwand, welchem politischen und medialen Getöse und mit welchem
(Nicht-)Ergebnis der Senat das berliner WLAN ausrollen ließ und wie
schnell, schlank und vergleichsweise unaufgeregt die EKBO das
godspot-Projekt über die Bühne brachte, bin ich doch eher bei der Kirche.
Amen,
Daniel
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