[wlanfhain] Warum IPs geographisch verteilen (zu Konkret: IP-Adressvergabe an PLZ orientiert)

Jens Nachtigall nachtigall
Fr Okt 15 18:50:58 CEST 2004


> | IMHO _müssen_ wir die IPs geographisch vergeben, wenn wir uns für
> | die Zukunft die Möglichkeit offen halten wollen, evt. BGP (also ein
> | routing zw. den Autonomen System bzw. kiezen) zu benutzen. Ohne
> | vernümpftige, _geographische_ Vergabe der IPs geht kein
> | vernümpftiges BGP.
>
> Das ist genau der punkt, den ich nicht verstehe. Um bgp zu sprechen
> brauche ich doch blos Autonome Systeme und, die irgendwie miteinander
> verbunden sind oder an deren grenzen ein Router steht.
> Wo diese Systeme sind ist doch ziemlich bgp doch ziemlich egal.

Um etwas besser erklären zu können, warum wir die IPs geographisch 
verteilen sollten, habe ich mal die Szenarien grafisch aufbereitet. Das 
ist eine grobe Vereinfachung:

Szenario heute:
Wir haben eine olsr-Wolke mit einer ESSID olsr.freifunk.net. Die IPs 
sind geographisch verteilt, was aber egal ist, da sowieso alles auf 
einer Ebene (»flat« bzw. hierachielos) abläuft:
http://www.informatik.hu-berlin.de/~nachtiga/heute.png
Das ist das Optimum, weil weiterhin Roaming möglich ist.


Szenario Zukunft:
Sollten wir evtl. sehr viele Rechner mit olsr im Netz haben (1000, 5000, 
15000, ...), dann vermute ich, dass das nicht mehr sonderlich gut 
funktioniert (OLSR-»Broadcasts« fluten über ganze Netz, sehr lange 
Routingtabellen, Berechnung der Routingtabellen). Dann mag es Sinn 
machen, die eine OLSR-Wolke zu unterteilen (in etwa entlang der roten 
Linien). Border Gateways (die braunen Punkte) verbinden diese Autonomen 
Systeme (fhain-olrsr-, xberg-olsr-, mitte-olsr- und 
pberg-olsr.freifunk.net). Auf diesen Border Gateways läuft BGP, das 
mittels Metriken die Routen zu den anderen Border Gateways (und 
zugehörigen Autonomen Systemen) bestimmt. U.a. kann so ein 
BorderGateway den anderen BorderGateways mitteilen, welcher IP-Bereich 
über ihn erreichbar ist (ein einziges 104.x/16 statt tausender 
104.x.x.x/32). Die Border Gateways könnten das HDL, RapunCell o.ä. 
sein. Mittels HNA4-Messages teilt das Border Gateway seinem eigenen 
Autonomen System mit welche anderen externen Netze es sieht (3 bis 4 
IPs a la 104.x./16 statt tausender 104.x.x.x/32).
http://www.informatik.hu-berlin.de/~nachtiga/evtl-zukunft.png
Beispiel:
Extern-BGP: KreuzbergBorderGateway (KreuzbBG) und MitteBorderGateway 
(MitteBG) sind über einen Link, auf dem BGP läuft verbunden. 
KreuzbergBorderGateway teilt auf diesem Link MitteBG mit, dass sein 
Autonomes System 104.192.0.0/10 ist (das ist genau eine »IP-Adresse«, 
bei nicht geographischer Vergabe wären es tausende). MitteBG teilt 
wiederum mit, dass er 104.0.0.0/9 (PBerg+mitte), 104.128.0.0/10 (fhain) 
sieht. 
Intern-OLSR: Intern kann KreuzbgBG nun mittels HNA4-Nachricht seiner 
olsr-wolke (sein auton. system) mitteile, dass über ihn die externen 
Netze 104.0.0.0/9 (PBerg+mitte), 104.128.0.0/10 (fhain) errechbar sind. 
Das ist eine sehr kleine HNA4-nachrict. Sind die IPs nicht geogr. 
vergeben, dann wäre die HNA4-nachricht riesig, da sie alle /32 Host-IPs 
beinhalten müsste. Ohne geogr. IP-vergabe gäbe es also keine/kaum 
verringerung an OLSR-routing-nachrichten, und auch keine kürzeren 
Routingtabellen -- die Unterteilung in autonome systeme würde also 
keinerlei Einsparungen bringen.

Fazit: Wir verschenken uns nichts, wenn wir heute IPs geographisch 
vergeben. Dadurch halten wir uns für die unbekannte Zukunft (bessere 
Hardware?, bessere Wlan-standards?) weitere Möglichkeiten offen.


Ich hoffe, dass war ok erklärt und dass die Idee grob herüberkam. Wenn 
nicht, dann hakt nochmal nach.  


jens







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