[Berlin-wireless] Diskussion: Auto-Portforwarding ODER wie man Macht mißbraucht

Gero ge-olsr
Di Nov 7 11:51:00 CET 2006


Hallo Michael, hallo all!

On Sat, Nov 04, 2006 at 02:42:41PM +0100, Michael Schuler wrote:
> die naechste ip:
> 
> 104.xxx.xxx.xxx:4662
(von mir mit xxx anonymisiert)

Willst Du jetzt alle IPs auflisten, die u.U. zufällig Port Vier-Sechs-
Sechs-Zwei benutzt haben?
Wenn ich dich richtig verstanden habe, kamen bei den IPs nur einzelne Pakete
auf diesem Port vorbei.

Und selbst *wenn* sie Filesharing benutzt hätten: 

a) wäre gar nicht klar welche Inhalte sie übetragen haben, es gibt genug
   freie Informationen (unter creative commons, GPL, etc) in P2P-Netzen
   (und ich finde es politisch gut, dass es P2P-Netze gibt, aber das
   ist ein anderes Thema)

b) Finde ich Pranger sind ein Mittel des Mittelalters. [1]
   Vermutlich hattest Du gar nicht vor, sie an den Pranger zu stellen,
   der Eindruck könnte aber schnell entstehen. Davor möchte ich warnen.

   Wenn Du den Eindruck hast, dass die NutzerInnen dieser IPs das VPN stören,
   dann sprich sie doch über den hinterlegten Kontakt direkt an. Wenn es ein
   größeres nicht mehr per Einzelansprache beherrschbares Problem ist, dann
   fände ich es gut, wenn Du das als generelles Problem auf der Liste
   ansprechen würdest, ohne Namen oder "angeklagte IPs" zu nennen.

> es geht darum das jeder der sein internet zur verfuegung stellt dafuer 
> verantwortlich ist was ueber seinen internetzugang passiert. Es muss im 

Das sehe ich so nicht. JedeR ist für den Internetzugang verantwortlich, und
wer ihn offen liegen läßt (siehe Beispiel mit dem nicht abgeschlossenen
Auto) _kann_ damit Probleme bekommen. Wohlgemerkt _kann_, denn es gab bisher nur
ein einziges Urteil in Sachen offener WLAN-Access Point vor einem -ich glaube- 
Landgericht, und dort ging es auch nicht um Freifunk (mit IP-Vergabe,
bewußten politischen Zielen, usw.), sondern um einen gedankenlos
konfigurierten WLAN-Router.

> Interresse vom FF liegen dafuer zu sorgen das keine Illegalen Sachen im 
> FF-Netz betrieben werden. Das geht bei besuchen von verfassungsfeindlichen 

NEIN, da muß ich klar widersprechen.

> seiten ueber kinderpornoseiten bis hin zum filsharing von geschuetzen daten 
> (musik, filme, programme etc.). Das hat nichts mit zensur zu tun und nichts 
> mit einschraenkung zu tun im netz.

Doch, genau das *ist* m.E. Zensur. Wenn wir festlegen was NutzerInnen im FF-Netz
übertragen, senden und sehen dürfen, wenn wir uns _ihre_ Inhalte ansehen(!) 
dann greifen wir tief in die individuellen Grundrechte ein, und wenn wir
entscheiden was durch darf und was nicht, dann zensieren wir.

Ich sage nichts dagegen, dass wir, wenn wir massenhaft Verbindungen von
einem speziellen Node zu einem Zeitpunkt haben, die das Netz oder einen
Internetzugang lahmlegen oder nahezu unnutzbar machen, wir diesen Node
(zeitweise) ausschließen wenn alle Kontaktversuche nichts fruchten.
(oder auch sofortige Sperrung, um technisch eine Nutzbarkeit für alle   
 anderen wiederherzustellen)

Aber das sind technische Maßnahmen, die individuell, mit Augenmaß und nach
Einzelfall entschieden werden müssen.

Um Mißverständnissen gleich mal vorzubeugen: Sollte jemand fortgesetzt 
strafbare Handlungen übers FF-Netz und einen seiner Internet-Nodes vornehmen,
so finde ich es richtig und nachvollziehbar, wenn der Betreiber/die
BetreiberIn des entsprechenden Internet-Nodes der Staatsanwaltschaft(!) hilft
ab dem eigenen Zugangspunkt den Täter/die Täterin weiter zurückzuverfolgen. 

Aber da enden m.E. auch die Pflichten eines Node-Betreibers im Bezug auf die
Strafverfolgung. Wir sind keine Blockwarte, keine Hilfspolizisten und nicht die
Staatsanwaltschaft. Und hoffentlich auch keine Zensoren.

> wenn nichts dagegen unternommen wird heisst das ja das FF sowas duldet und 
> damit auch unterstuetzen tut!!!!!

Nein, denn wir treten hier in der Rolle des Providers auf. Sowohl innerhalb
des Netzes, indem wir weitervermitteln, als auch Richtung Internet. Und als
Provider sollten wir meines Erachtens nicht nur die Finger vom Datenstrom
unserer UserInnen lassen; ich denke, wir dürfen auch gar nicht "reinschauen". 

Wer sich Inhalte anschaut, um zu "überprüfen" ob da nicht "illegale Inhalte"
drin sind, macht sich unter Umständen richtig strafbar. Es wäre sicher
interessant mit Juristen darüber zu diskutieren (ich bin kein Jurist),
ob nicht sogar §206 des StGB [2] auf FF-Nodebetreiber Anwendung finden könnte.

Ganz abgesehen von juristischen Überlegungen finde ich die Vorstellung
widerlich, dass jemand in meinen über das FF-Netz übertragenen Emails
rumschnüffelt, sich ansieht welche Nachrichten ich bevorzugt lese, welche
Bank ich nutze, oder mit wem ich chatte.  
Klar _kann_ das jede Nodebetreiberin/jeder Nodebetreiber an dem meine Pakete
vorbeikommen.

Ich vertraue aber darauf, dass er/sie das nicht tut.
 
> ueberlegt mal in diese richtung..........

Genau! :)

viele Grüße
Gero

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Pranger
[2] http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__206.html
[3] http://stop1984.com

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