[Berlin-wireless] [soz] zum verdienten held von und zu freifunk; was : verbindlichkeit der techie-fraktion gegen?ber der freifunk-userschaft

Marco Tidow martidow
Do Mär 29 12:17:56 CEST 2007


On Wed, Mar.28. 19:15 +0200, Rolf Pfeiffer wrote:
> Hallo Robert, Norman

> [...]
> Wird diese Form des Netzausbaus - also Nichtfreifunker mit FreifunkInternet 
> versorgen - aber systematisch betrieben, sehe ich darin einen krassen 
> Mißbrauch unserer Freizügigkeit. Und dafür auch noch Verbindlichkeit seitens 
> der Community einzufordern ist - mit Verlaub - eine grobe Frechheit.

Hallo Rolf,

da ich verbindlichkeit im umgang mit freifunk als projekt eingefordert habe,
beziehe ich dies auch auf mich, obwohl Du mich nicht direkt angesprochen hast.

obwohl von "systematischem ausbau", gar flächendeckend o.ä. in meinem fall
auch keine rede sein.


gleich vorab, was sind "Nichtfreifunker"?

(absichtlich provokativ gefragt, nicht persönlich gemeint)

jemand, der nicht

  1.  [ ]  teilnehmen kann?

  2.  [ ]  teilnehmen soll?

  3.  [ ]  teilnehmen will?

ich würde ausschließlich ein kreuz unter "3." als mit meinem verständnis
der freifunk-idee vereinbar akzeptieren!


und die versorgung mit "FreifunkInternet" dürfte für 9 von 10 "echten"
freifunkern maßgebliche motivation für´s mitmachen sein, dann aber ist die
unterscheidung techies <-> nicht-techies danach eine mit zweierlei maß,
nicht meine, sonst landet diese veranstaltung irgendwann beim
"verdienten held von und zu freifunk"


die argumentation in bezug auf

   selfmade <--> daher motivation <--> daher wertschätzung,

und

   potentielle abhängig-keiten der "nur-user" von leuten der "techie-fraktion"

ist einerseits eingängig,
weicht aber andererseits einem knackpunkt des meshings elegant aus:

  zum "meshen" braucht es ein mesh : ein _enges_ netz aus nodes.

und dies kann und will von uns zwar keiner _bezahlen_ , genau gesehen sind wir
aber derzeit für jeden neuen knoten dankbar (oder sollten es sein), weil sich
mit jedem das "test-bed" des berliner FF-netzes verbessert; oder woher stammten
sonst die begehrlichkeiten von roof-net, fraunhofer, telekotz&co, die an
anderer stelle zurecht kritisch und distanziert kommentiert werden?

"GEGENSEITIGES Geben und Nehmen"  == pico-peering

sonst bekommen wir weiterhin nur, was wir z.z. haben, also nix besseres als:

  ein paar hausnetze um nerd-wohnhöhlen, vllt. noch die straße lang,
+ richtfunk-strecken zwischen nerds und ihren spezia (männl. + weibl.)
+ ein paar offizielle locations a la kirchtürme o.ä.,
+ ein paar gruppe-teilt-sich-ihren-gemeinsam-finanzierten-DSL-link sachen
+ ein (immer funktionierndes) mesh-match in der c-base ;-)

und dann ist derzeit schluß mit freifunk in b-town !


und darauf könnte ich pfeifen (habe selbst eine DSL und mehr wifi-spielzeug
als manches hausnetz)

wer nicht das glück hat, in einer der funk-schneisen zu wohnen, oder
("mein" || "Dein" || "sein")-nachbar zu sein, tja sorry - oder wie?

nur, das dürften >99% der leute sein, mindestens.


also, ja ich will mehr nodes, weil sie für die idee eines pico-peering netzes
notwendig sind, für unseren(?) gegenentwurf gegen ein von providern zur
permanenten geldmaschine umfunktioniertes + degradiertes internet!


   dazu _braucht_ es router auch in nicht-techie-castles, auch wir wohnen nicht
alle unterm Dach ...
wobei auch eine menge nicht-techies die idee unterstützen + mitmachen
_wollen_ , sie aber allein schon den aufwand an zeit nicht leisten könnten,
abgesehen davon, daß auch leute, die den unterschied zwischen RP-TNC und RP-SNA
kennen, nicht selten fragend rumgeguckt haben, wenn sie mit copy-n-paste
und Linux-live-CD install. auf festplatte nicht weiterkamen...
(wollen wir nicht lieber verlangen, daß sich jeder "sein" openWRT selbst backen
 muß, immer diese binary-user ;-)


und ich will auch freifunk als option für alle.  alles andere wäre ausgrenzung
und reproduktion des "digital-divide", elitär-veranstaltung.

  (die auseinandersetzung mit P2P, "saugern", leuten die öffentliche resourcen
  als ihre exklusiv-domain mißbrauchen gehört dann einfach auch dazu.  denke,
  hier sind weder technische noch soziale mittel bislang annähernd ausgeschöpft)

also behandle ich interessierte nicht-techies wie sie kommen: wer kann,
zahlt für individuelle zuwendung, und soweit es meine möglichkeiten
zulassen, mache ich dasselbe für andere auch für weniger, z.t. unentgeldlich.

und es gibt garantiert leute, die von mir null unterstützung in bezug auf
teilnahme am ff-netz zu erwarten haben, selbst nicht für viel kohle.
(das schließt natürlich _nicht_ "aktive" ausgrenzung meinerseits ein - in
 irgendeiner anderen form als P2P-blocks, blockieren von anonymen IP´s oder
 dergleichen, was dem allgemeinen consens hier entspricht)
aber die gemeinten denken meistens sowieso, daß es eine für sie unbefriedigende
sache wäre, von daher stellt sich diese situation kaum.


und wieso soll es einen unterschied machen, für freunde oder bekannte einen
knoten einzurichten - oder dasselbe für "fremde" (gegen bares für die ihnen
individuell gewidmete zeit) zu tun, solange im ergebnis jeweils identisch,
dem pico-peering genügende nodes entstehen und diese im privaten kontext des
users laufen, ihm gehören, er mit ihnen machen kann, was er will?

eine gegenleistung ist in _beiden_ fällen im spiel, und sei es eine im-
materielle (wer schenkt, der will binden, im harmlosesten fall, usw.)

die von Dir eingeforderte "PERSÖNLICHE Verantwortung" ist in beiden fällen
auch dieselbe, gegenüber freifunk als idee+projekt ebenso wie gegenüber dem
jeweiligen "nur-user".

an dieser stelle bin ich über Deine, Rolf, verdrehung meiner darstellung zum
gebrauch der ff_lqmult ziemlich sauer:

   "Natürlich kann man das per lq-mult einkesseln,
    wenn man es von ALLEN Seiten macht"

Du liest genau, was andere leute schreiben?  vergißt nicht den wesentlichen
teil, daß es um schutz vor bastel-kindern und flaky technik _ohne_ ausgrenzung
geht?



was ist dabei, wenn meine persönlichen interessen an broterwerb + umsetzung
meiner vorstellung von medialer selbstbestimmtheit   mit nutzen für das
freifunk-netz konform gehen, dementsprechend zu handeln, angefangen mit
der auseinandersetzung zwischen mir selbst und den "nur-usern" (ohne mich
als exklusiv, unersetzbar oder was darzustellen, oder gar per technischer
manipulation zu machen) ?


wirklich krachen tut´s nur an den inet-gateways, weil hier regelmäßig
kosten entstehen.  beim geld hört die freiheit auf.  aber dazu unten mehr.



erstmal zum "mehr als die eigene Leistung" verschenken:

es macht einen unterschied, ob ich digital verfügbare information mit fast
null-aufwand beliebig oft kopieren kann, oder pro-mensch-begrenzte lebenszeit
einem einzelnen individuum gezielt zur verfügung stelle.
das erste bezeichne ich mit "source", letzteres mit "resource".

zu "open-source" bekenne ich mich, wer fragt, kriegt antwort, nicht nur in
form von digitalem source-code;  mit letzterem auf maschinellem weg vorlieb
nehmen müssen nur komplett aus ihrem eigenen hinterteil bestehende figuren;

"resources" sind dagegen begrenzt, sie ebenso komplett for-free behandeln
zu wollen, ist in unserer 3D nicht gleichermaßen praktizierbar.



weiter zur kohle:
dem verlangen, sich als techie um entsprechenden feedback der nur-user
in richtung community zu kümmern, "klingelnde Spendentöpfe" als stichwort,
bin ich tatsächlich in genau dieser form nachgekommen.  mittlerweile habe ich
von dieser idee abstand genommen, weil sie gelegenheit zum mißtrauen war.

(konkret: vier zur spenden-box umgebaute router-leergehäuse auf tresen in
cafe´s rund um den boxhagener-platz in f´hain)

leider; denn nach meinem wissen bot dieses mindestens einmal einem anonymen
user die gelegenheit, uns als  FREIER UNTER FREIEN  seine unterstützung zu
zeigen, weil es ihm möglich war, ohne bank-konto, spenden-quittung.

dafür meinerseits stellvertretend Danke! zu sagen, bezieht sich nicht
auf irgendeinen betrag, sondern auf die jeweilige geste an sich!

das erwähnte mißtrauen heißt nicht, daß gesammeltes geld nicht zugunsten
von freifunk verwendet worden ist, immerhin.
(und ich habe von 50 EUR auslagen an material daraus 9,00 EUR retour erhalten,
 :-)

für eine noch vorhandene spenden-box im cafe "Karvana" (Gabriel-Max-Str.)
bin ich nicht mehr verantwortlich, sie ist auch die alleinige aktion von
florian schmölz.
alle anderen sind eingestampft.

mittlerweile nenne ich nur noch die konto-nummer des FF-spenden-kontos,
mache aber natürlich nachbarn weiterhin untereinander bekannt und überlasse
laufende geld-fragen ihren eigenen abmachungen, wie bisher auch.

nochmal:
ob einer seine DSL zur verfügung stellt oder nicht, ist allein seine
entscheidung.  wenn ja, habe ich als "betreuer" eines users/nodes, der den
gateway nutzt, die pflicht, beide seiten persönlich miteinander bekannt zu
machen, so daß sie sich untereinander einigen können.


meine forderung nach verbindlichkeit im freifunk-projekt sieht so aus:

verbindlichkeit bei freifunk bezieht sich auf die wahrnehmung des
anderen als mensch, der mit seiner entscheidung für pico-peering dem kern
der freifunk-idee dient, egal ob mit DSL-gateway oder "nur" relais-node,
und daraus das recht auf wahrung seines individuellen interesses
in der nutzung unseres netzes herleiten darf, solange er seinerseits mit
rücksicht auf gemeinschaftliche resourcen handelt.

ihn einfach abzuhängen, antennen-drehen etc. ohne mindestens persönliche
rücksprache, auseinandersetzung _vorher!_ ist illegitim, ein bruch mit
dem community-gedanken bei freifunk.

und, darauf, daß sich die freifunk-idee nicht mittels einer
freak-spielwiese allein umsetzen läßt, als konsequenz daraus aber
die unabhängikeit der techies an den grenzen der interessen der
freifunk-user zu ende ist.
wie letztere konkret aussehen, müßten diese schon mal selbst formulieren,
meinen eindruck bislang war zumindest, sie wollen - auch an´s internet.


oder kurz, leute die sich an diese minimalen verbindlichkeiten nicht halten,
sind für mich : 

  "Nichtfreifunker"

Gruß, marco


P.S.
(n.b. wir eiern hier um ein paar EU-ocken herum, während andernorts
 100.000´s/day mit DSL gescheffelt werden, kann fast nicht wahr sein...)


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