[Berlin-wireless] dir300-flash fuer Ubuntu 9.10 Karmic Koala

Felix Fietkau nbd
So Okt 18 20:16:36 CEST 2009


ropf2 at o2online.de wrote:
> Alina, es geht nicht darum deine Arbeit, Kamikaze, LUCI oder
> intellektuelle Ansätze in irgendeiner Art abzuwerten - im Gegenteil,
> ich habe höchsten Respekt davor.
> 
> ABER - das Freifunknetz sind auch Leute mit weniger tiefgreifendem
> Wissen, die aber Zeit Geld und Arbeit aufwenden, um draussen Router
> auf die Dächer zu bauen. Auch welche, die auf ein funktionierendes
> Netz angewiesen sind. Und auch solche, die sich selbst überhaupt
> nicht zu helfen wissen.
> 
> Die verlassen sich darauf - wenn sie den Klick an der richtigen
> Stelle setzen - das es funktioniert. Das ist der PFLICHTTEIL einer
> Freifunkfirmware - alles andere ist KÜR. Und der Qualitätsmasstab für
> eine Firmware ist, wie gut das Netz in realer Umgebung - in der Hand
> von realen Leuten mit realen Macken - funktioniert.
> 
> 
> Ich beschreibe einfach mal Schritt für Schritt, wie es da draussen in
> freier Wildbahn aussieht.
> 
> 1) JEDES der für mich erreichbaren Atheros Geräte lief mit
> Antennendiversity - und wir haben schon vor Jahren gelernt, daß das
> GROßER MIST ist. Ohne läufts aber auch nicht viel besser, weil
> Diversityeinstellung bei madwifi/kamikaze 8.09.1 "broken" ist. Und
> selbst wenn es funktionieren würde: der Dir300 hat RXdiversity only.
> Wobei die interne Printantenne (inverted F) nur empfängt, das aber
> fast genausogut wie eine Biquad am externen Anschluss. Das macht das
> Gerät funkmässig ungeeignet für alles was über Wohnung hinausgeht.
> (für die Fonera gilt das gegenteil)
Nicht ganz korrekt. Rx diversity wird von der Hardware gemacht, Tx
diversity von der Software. Die Info, dass die Diversity Einstellung
broken ist, ist auch veraltet. Das hatte ich im Juli gefixt und der Fix
wurde in einem Deployment mit diversen Nodes erfolgreich getestet.

> 2) Auf KEINEM der Geräte war die Multicast-Rate entsprechend der
> Netzumgebung gesetzt. Damit bewertet - welcher Routingdämon auch
> immer - Routen auf völlig unterschiedlichem Niveau. Brauchen wir uns
> nicht zu wundern, wenn Unsinn rauskommt.
Das sollte sich doch einfach fixen lassen.

> 3) Dafür gibt es auf einigen Knoten neben dem Freifunk-Wlan ein
> schickes Privates - nur daß das den TCP-Netto-Durchsatz ziemlich
> exakt halbiert - selbst wenn KEIN EINZIGER Client dranhängt.
Das ergibt keinen Sinn. Nur weil ein zusätzlicher Satz Beacons
ausgestrahlt wird heißt das noch lange nicht, dass dadurch der
TCP-Netto-Durchsatz halbiert wird. Es findet keine Aufteilung der
Interfaces in Zeit-Slots statt.

> Ausserdem ist das private WLan zum Lan gebrigd - wenn ich also am Lan
> hängend internet aus dem Freifunk ziehe, jage ich jedes paket über
> die bridge noch mal ins private Wlan. Ist nur eine vorläufige
> Interpretation - der Effekt ist aber reproduzierbar.
Nur, wenn der Client am privaten WLAN hängt. Der Bridge kram lernt,
hinter welchem Interface welche MAC steckt.

> 5) Um überhaupt eine Diagnose zu machen, wenns irgendwo hakt, braucht
> es passende Werkzeuge. Als da wären tcpdump, horst und fftrace. Nur
> ist in der schicken LUCI-Variante nichts davon eingebaut. Und beim
> Dir300 fehlt für nachträgliche Installation einfach der
> Speicherplatz. Beim manuellen Versuch, tcpdump zu installieren gibt
> es immerhin noch eine Fehlermeldung. Ist parallel dazu noch ein
> Browserfenster zum webif offen, schmiert das Gerät gnadenlos ab.
Ist in Arbeit. In neueren OpenWrt Versionen gibt es diverse Optionen um
Speicherplatz zu sparen.

> Das horsttool habe ich auf dem gegenwärtigen kamikaze/madwifi nicht
> vernünftig zum Laufen gebracht, auch nicht mit manuellem Aufsetzen
> des Monitorinterfaces und Umschaltung auf Prism2-Haeder. Und ein
> fftrace binary habe ich nirgendwo gefunden.
Soweit ich weiß ein Bug im horst tool. Das Teil sollte einfach normale
radiotap header parsen und endian agnostic sein, dann sollte das
funktionieren.

> 6) Das LUCI webif frisst irre RAM (wovon der dir300 immerhin 16MB
> hat), was man sehr schön auf der Konsole verfolgen kann. Die erste
> Session schnappt sich fast 50%, die nächste parallele ca 35% - den
> Rest dürfen sich andere prozesse teilen. Später hagelt es Resets bei
> ssh-Verbindungen. Irgendwann ist die Kiste minutenlang nicht
> erreichbar und macht (warscheinlich) einen reboot.
Wird dran gearbeitet. In OpenWrt trunk verbrauchen die Lua Prozesse nur
ungefähr die Hälfte an RAM.

> 7) Das Updatescript für die globale map übermittelt nur die Position,
> nicht aber die Links. Das liesse sich leicht anpassen (wenn man LUA
> spricht) oder durch ein shellscript austauschen. Nur braucht es dazu
> eine Forschungsreise, won wo aus es in die crontab eingetragen wird -
> und dazu bin ich noch nicht gekommen.
> 
> Diese Liste lässt sich bestimmt fortsetzen und die wichtigen sachen
> fallen mir bestimmt erst später ein, aber eines ist klar:
> 
> - willst du JETZT einen stabilen Knoten in einem stabilen Netz, leg
> 20? drauf für eine Linksuse und sei glücklich - willst du auf Atheros
> nicht vezichten, must du eine gehörige Portion Eperimentierfreude
> mitbringen. - willst du einen Dir300, musst du dir dein kamikaze
> selber bauen, weil sonst der Flash Speicher nicht reicht. Abgesehen
> davon, dass das ding miserabel funkt.
Selbst wenn es *jetzt* noch besser läuft, so würde ich doch vom Kauf
weiterer Broadcom-Hardware abraten. Es wird aktiv daran gearbeitet, die
Unterstützung von Hardware für die Freie Software existiert zu
verbessern. Mittelfristig wird der alte Broadcom-binary-krampf nur noch
im Weg sein. Je weniger wir davon haben, desto besser.
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass b43 in nächster Zeit mit dem
proprietären Treiber mithalten können wird (es fehlen Entwickler für's
Treiber Coden), also wird der Broadcom kram noch lange auf Binary-Dreck
angewiesen sein.

Klar, viele der angesprochenen Probleme sind momentan Showstopper für
ein großes funktionierendes Netz, aber ich glaube, dass diese Probleme
nicht so groß und schwer zu lösen sind, als dass es sich dafür lohnt,
noch mehr Legacy-Kram anzuschaffen, der uns bei der zukünftigen
Weiterentwicklung von Freifunk nur Steine in den Weg legen wird.

- Felix





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