[Berlin-wireless] PM:freifunk-2-verwaltung (vorsicht: Lang!)
Sven-Ola Tuecke
sven-ola
Fr Jan 29 10:19:13 CET 2010
Hallo Horst, hallo Liste,
ist doch 'ne prima Antwort auf meine gestrige Einlassung: entspannte
Formulierungen, vernuenftige Argumente - sowas lese ich doch gerne. Weil du
das als PM geschrieben hast, werde ich in einer Listenantwort leider nichts
zitieren koennen. Ich wuerde mir diesen Ton aber ganz generell auf dieser
Liste wuenschen...
Ich gebe dir in Teilen recht. Mit der Partizipation der Verwaltung an unserem
Netz betritt ein Mitspieler mit Knete die Bühne. Und das koennte einen
Verteilungszwist auslösen. Ich kann es mir gut vorstellen: nichts sprengt
eine Community schneller als ein *unkontrollierter* Topf mit Geld der einfach
mal so abgeworfen wird. Und wir haben ein Problem mit der "Was bedeutet
Freifunk eigentlich", weil die urspruenglichen Ideen im Laufe der Zeit
verwaessert / angepasst / umgedeutet wurden.
Das es auch anders geht zeigt das Beispiel "Linux" IMO. In dem Bereich wird
mittlerweile richtig viel Geld gemacht, es gibt jede Menge Jobs, ziemlich
viele beteiligte Firmen, handfeste Interessen u.v.a.m. Trotzdem ist fuer
den "Endverbraucher" ein Teil der urspruenglichen Idee erhalten geblieben.
Auch wenn z.B. FSF-Chef RMS dauernd die Rueckkehr zur reinen Lehre einfordert
bzw. draengelt "Open Source" ist boese, Free Software ist das was ihr wollt!
Nebenbemerkung: Ja ja - in jeder Community gibts Beteiligte mit
Eigeninteressen und Gewinner. Beispiele, die wir alle kennen:
* Fa. Linksys: die verkaufen bis heute bei Conrad den WRT54GL fuer 60,-- und
das Linksys-Marketing hat ewig gebraucht um zu merken, dass sie das dem
OpenWrt-Team / dem Gehirnmoerder / dem Freifunk verdanken.
* Wir kennen sicher alle noch den Sama-Sonderkirchturm mit dem Grossversuch,
die Verbindungsmoeglichkeit zu kontrollieren / zu verkaufen / fuer'n Ego-Trip
zu instrumentalisieren.
* Der eine oder andere von uns hat seinen Job / seine Reputation etc. dieser
Funkdatenubertragungsgeschichte hier zu verdanken.
* Es gab Hochzeiten (SCNR)
Es liegt an uns, die Deutungshoheit fuer die Buchstabengruppe "Freifunk" nicht
zu verlieren. Mit "uns" meine ich a) die Leute die ihren Hintern oefter mal
zu unseren Treffen bewegen und b) alle die laengerfristig im Freifunknetz
aktiv sind (sog. Meritokratie).
Die Deutungshoheit behalten: das macht man mit formulierten Anforderungen und
Praezisierungen bzw. Anpassungen wo noetig. Fangen wir doch gleich mal mit
dem Begriff "Freifunk" an. Das ist AFAIK keine registrierte Handelsmarke
des "Vereins freier Netze e.V" sondern einfach nur ein String aus 8
Buchstaben. Ein Kleingewerbetreibender, der diese 8 Buchstaben an eine gut
frequentierte Kneipenmeile verkauft, der verwaessert die Bedeutung.
Insbesondere, wenn Sonderregelungen fuer den Teilbereich des von unseren
Kleingewerbetreibender betreuten Geraeteparks gelten. Anderes Beispiel: eine
Partei (hier: die Piraten) macht auf Dauer dasselbe. Namenstechnisch empfinde
ich das von Alex bei den Piraten dafuer eingefuerte Subdomaining als
hilfreich: priaten.freifunk.net ist ein Hinweis darauf, dass es hier um eine
getrennte Gruppe geht in der moeglicherweise Sonderglocken gelten. Sowas
koennte man auch fuer die von der Verwaltung betriebenen Nodes akzeptieren
IMO.
Ich versuch' mich mal an einer Regelformulierung fuer die Subdomain der
Verwaltung - auch wenn ich dafuer evnt. gleich mal Pruegel beziehe:
* Diese Node-Gruppe auf den oeffentlichen Daechern wird garantiert eine eigene
Auszendarstellung haben wollen. Von "anderes Design der Homepage" bis "eher
eigenstaendiges Auftreten in der Presse".
* Diese Node-Gruppe kann auf keinen Fall (wie die Kirchenrouter) mit einer
Haftungsuebertragung bzw. per Vertrag dem Verein Freie Netze e.V.
uebergeholfen werden. Da die Hausmeister die Haftung auch nicht werden haben
wollen, wird die Verwaltung darauf eine Antwort finden muessen. Schon damit
unterliegen diese Nodes (noch auszuformulierenden) Sonderkonditionen bzw. es
werden sicher welche eingefordert.
* Diese Node-Gruppe hat ein anderes Ziel: nicht die Versorung des Betreibers
und den nahegelegenen Mitbewohnern sondern die Langstrecken- Radio-
Datenuebertragung fuer Gelegenheitsnutzer mit einem an das oeffentliche
Straszenland angelehnten Nutzungsmodell: Es verbindet kostenfrei Nachfrager
(Touristen, hinzugezogene, Leute-ohne-eigenen DSL) mit Diensterbringern
(Gateway-Betreibern, Backup-Dienstleister, Inhalteanbieter).
* Fuer diese Node-Gruppe muessen mind. dieselben Regeln gelten wie fuer die
XYZ-Telekom: Tritt ein Inhalteanbieter mit einer Porno-Webcam auf, dann muss
das auch toleriert werden - eine Sanktionierung fragwuerdiger Angebote nur
mit den ueblichen Mitteln des bereits geltenden Rechts und keinesfalls mit
einer Firewall-Rule (oder kurz: Gericht statt iptables).
* Es wird eine Regel geben muessen, nach der Dauernutzer (die kleine Firma,
die per VPN zwischen den Standorten tunnelt und damit bei
Zeit*Bandbreitenanteil andere Nutzer benachteiligt muss sanktioniert werden
koennen).
* Die Verwaltung tritt garantiert als groeszere Gruppe von Nodes mit
schlagkraeftiger zentraler Willensbildung auf. Das ist dasselbe Problem wie
mit Eigentumswohnungen: wenn der Bautraeger noch einen Teil der Wohungen
haelt, dann kann er damit gegenueber den Einzelkaeufern einen ihm genehmen
Verwalter durchdruecken - er hat ja immer die Stimmenmehrheit gegenueber den
zerstrittenen Einzelbesitzern. Wir muessen uns dazu was ausdenken - insb. wie
wir die (notwendige) Administrierung der Nodes dezentralisieren koennen.
Noch'n Nachsatz. Bei der Verwaltung geht es schnell um irgendwelche "Stellen"
(sind gut bezahlt, krisensicher, prima Rente). Ich gehe davon aus, dass die
Verwaltung mit sowas Erfahrung hat. Bevor sich also hinter den Kulissen
gleich mehrere Bewerber um den Job "Admin fuer die Verwaltungs Nodes"
verkungeln: Ich schlage daher auf Dauer einen gut+oeffentlich sichtbaren
Topf "Budget fuer Node-Verwaltung" vor, aus dem vor-Ort taetige Leute bezahlt
werden koennen. Aus meiner Sicht spricht nix gegen eine anstaendige +
punktuelle Bezahlung fuer (ehrenamtliches?) Engagement.
// Sven-Ola
Am Freitag 29 Januar 2010 00:17:27 schriebe Horst Krause:
> hallo sven-ola,
> (dies als PM, wg. turbulenz-reduktion
[schnippschnapp]
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