[Berlin-wireless] Kleine Gutenachtgeschichte

Sven-Ola Tuecke sven-ola
Fr Mär 5 14:45:42 CET 2010


Hey,

irgendwie passt mir diese Rolle nicht ganz, in die ich hier 
irgendwie 'reingeschliddert bin. Ich kann nix dafuer dass bestimmte 
kommerzielle VoIP-Software-Anbieter und Monopolschutz-Rechteverwerter sich 
nicht gegenseitig beharken. Sondern fuer Dritte unbequemlichkeiten ausloesen. 
Darum erzaehl' ich mal eine Geschichte. Los gehts... 

Der kleine Alex und das NAT

Alex ist ein ganz normaler Junge, der irgendwo in der Stadt wohnt. Wie alle 
Jungen in seinem Alter hat er natuerlich auch ein eigenes Notebook. Ein 
tolles Ding mit einem Apfel hinten auf der Klappe und ziemlich modern dazu. 
Das Geraet hatte ihm Vater zum Geburtstag geschenkt. Vater hat schlieszlich 
eine gute Stellung als Programmierer in einer groszen Firma und darum waren 
so zolle Geschenke von Zeit zu Zeit drin. Und weil Vater wusste, was kleine 
Jungs heute so brauchen, hatte er passend dazu und bei der naechsten 
Gelegenheit sogar einen VDSL-Anschluss bestellt.

Alex hat nicht lange gebraucht, um mit dem tollen neuen Geraet ein paar 
lustige Dinge auszuprobieren. E-Mails schreiben, in Web-Forum der Schule 
mitmachen, ein bisschen Musik herunterladen und vieles mehr. Eines Tages 
erzaehlt im einer seiner Freunde von einer tollen Telefonier-Software. Sie 
traefen sich immer Nachmittags im Zeiberspaice (oder so) und wuerden sich 
sogar mit einem Videobild gegenseitig sehen koennen! Tolle Sache - das musste 
Alex natuerlich sofort ausprobieren. Seitdem machen Alex und seine Freunde 
das jeden Nachmittag: sich gegenseitg Anrufen. Natuerlich hat Alex das 
Telefonieprogramm sofort installiert. Und immer wenn sein Rechner 
eingeschaltet ist laeuft das Programm im Hintergrund mit. Und wie jeder brave 
Junge schaltet Alex abends seinen Rechner aus und klappt den Deckel zu. Sonst 
kann man den lustigen Apfel nicht sehen und vielleicht macht man sonst sogar 
Kratzer auf die Bildschirm-Anzeige.

Eines Tages erzaehlt Vater von der Arbeit. Sie haetten etwas sparen muessen - 
die Zeiten waren eben nicht mehr so und frueher war es besser. Aus diesen 
Grund haben sie in der Firma auch die alte Telefonanlage abgeschafft. Und 
damit sie immer noch mit der Filiale in Indien telefonieren koennen, 
benutzten sie nun die gleiche Software wie Alex auf seinem Rechner zuhause. 
Seltsam sei nur, dass sie morgens nicht so gut damit telefonieren koennten. 
Nur am Nachmittag funktioniere alles prima - aber das ist fuer die Kollegen 
in Indien nun wirklich etwas zu spaet. Vater fragt Alex, ob das vormittags 
bei ihm denn auch so schlecht funktioniere? Nein, antwortet Alex, ich bin ja 
vormittags in der Schule. Das waere der Rechner aus. Aber er koennte den ja 
vormittags mal anlassen und dazu den Anrufbeantworter anmachen. Vielleicht 
kann Vater ja damit herausfinden, warum das nicht immer gut funktioniert.

Am naechsten Tag ist Vater begeistert: "Alex - stellt dir vor heute morgen 
konnte ich geschlagene 4 Stunden mit meinem Programmierer-Kollegen aus Indien 
telefonieren. Die Verbindung war wirklich gut! Ich bin gar nicht dazu 
gekommen die Sache mit dem Anrufbeantworter auszuprobieren". Vater versprach, 
die Untersuchung am naechsten Tag nachzuholen. Dazu sollte Alex seinen 
Rechner noch ein bisschen laenger anlassen.

Nun ist der Vater von Alex ein versierter Mann - sonst verdient man in seinem 
Beruf heutzutage ja auch nichts mehr. Und natuerlich hat er herausgefunden, 
warum neuerdings diese Indien-Telefoniegeschichte so prima funktioniert. Aber 
wie sollte er Alex erklaeren, dass der Linux-Firmenrouter nur Symmetric-NAT 
ausfuehrte - waehrend das VDSL-Modem zuhause mit der Funktion Full-Cone-NAT 
arbeitete? Das Telefonie-Programm hatte das offenbar im Handumdrehen 
herausgefunden. Und eine Technik eingesetzt die sich "UDP-Hole-Punching" 
nannte - etwas das nun wirklich etwas zu schwierig fuer den kleinen Alex zu 
verstehen war.

Alex Vater ist dazu Pragmatiker. Er schenkt seinem Jungen einfach einen neuen 
Rechner. Superchic und viel flacher als das alte Modell. Mit der Auflage, den 
alten Rechner einfach laufen zu lassen. Und wenn der alte Rechner nicht 
gestorben ist, dann telefoniert seine Firma immer noch ganz prima. Sogar mit 
Indien.

SCNR,
// Sven-Ola





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