[Berlin-wireless] VPN0x er lebe hoch

Smilie smilie at posteo.de
Mo Apr 24 23:15:38 CEST 2017


Hallo hefrimu,

ich hoffe die Freifunk-Gemeinde lässt sich durch manche unausgegorenen
Aussagen nicht Irre machen.

Es gibt tatsächlich einige FFer und FFerinnen, welche der Ansicht
sind, man könne jetzt doch endlich diesen VPN abschalten, erst dann
wäre man mündig und erwachsen. Man solle zu seinen Schandtaten stehen.
Man solle doch mündig dem Recht zugewandt den Blick in den eisigen Wind
richten. Jetzt sei die Zeit reif, es zu wagen.
Die rechtliche Unterstützung würde der Verein auf jedem Fall liefern.

Und in ihrer großen Euphorie etwas großes erstritten zu haben richten
sie den Blick auf die ängstlichen Rehe hinter dem Gebüsch und rufen,
kommt heraus, die Luft ist sauber.


Das die Realität nicht so sein wird, wie wir uns das gerne wünschen,
werden die mutigen Rehe vielleicht nicht verstehen. Denn
möglicherweise haben sie tatsächlich einen verlässlichen Rechtsbeistand und auch das Rechts-Verständnis.

Ich kann es den scheuen Rehen jedenfalls nicht verübeln, wenn sie hinter
dem Gebüsch bleiben wollen. Ich habe in diese Welt
zu viel gesehen, was ich nie für möglich gehalten hätte.
Und noch viel stärker wiegt das Argument, den VPN zur
Normalität zu etablieren. 
Ich denke es lohnt sich zu einer Gesellschaft hinzuarbeiten, wo das
Postgeheimnis auch im Angesicht eines VPN akzeptiert wird. Und dort
sind wir meines Erachtens noch lange nicht.





Am Mon, 24 Apr 2017 20:49:09 +0200
schrieb hefrimu <erkner1.ffb at arcor.de>:

> Lieber Bastian,
> 
> ich teile freiwillig meinen privaten Internetzugang (monatliche
> Kosten), und beschaffe dafür Hardware (Einmalkosten für
> Freifunkrouter) um damit ein offenes Projekt zu unterstützen. Ich tue
> das freiwillig, weil ich das Anliegen von Freifunk gut und wichtig
> finde. Dabei ist mir jedoch genau so wichtig, privat in keine
> rechtliche Zwickmühle zu geraten. Warum sollte ich dafür noch
> zusätzlich bei sorglosinternet o.ä. kommerziellen Anbietern für einen
> VPN monatliche Kosten bezahlen? Wenn ich das machen will, kann ich
> dies auch ohne Freifunk tun. Ist das wirklich eine Alternative? Für
> mich hieße die Alternative ohne Störerhaftungs-VPN: Freifunkrouter
> aus und Fritzbox-Gastnetz wieder ein. Wer surfen will darf sich gerne
> bei mir melden. Ich möchte dafür nix bezahlt bekommen (kein
> wirtschaftliches Interesse) aber ich möchte auch selber nicht
> zusätzlich dafür bezahlen.
> 
> Frei-funk lebt aus meiner Sicht von Frei-willigkeit. Freiwillige
> finden sich unter bestimmten Bedingungen. Ändern sich diese
> Bedingungen muß man in Kauf nehmen, daß sich auch Freiwillige vom
> Projekt zurückziehen, weil sich die Bedingungen geändert haben unter
> denen sie mitzumachen bereit waren. Das hat aus meiner Sicht etwas
> mit eigener Entscheidungsfreiheit und Demokratie zu tun. Diesen
> Freiwilligen den Mut abzusprechen finde ich etwas zu "billig" und an
> der Sache vorbei.
> 
> Zusatzfrage: Ist man als Bandbreite zur Verfügung stellender
> eigentlich Nutzer? Ich verstand mich bisher als Mitmacher und
> Unterstützer, bekomme aber nun das Gefühl Nutzer (= Schmarotzer) zu
> sein.
> 
> Deine Warnehmung, daß die VPN-Lösung das Ganze interessant macht ist 
> durchaus richtig. Das ist aus meiner Sicht die Grundlage, daß neue 
> Knoten teilnehmen. Möglichst viele Knoten sind jedoch das Ziel. Nimmt 
> man nun den VPN vom Netz, kann dies dazu führen, daß im Mesh wieder 
> Knoten wegfallen. Hatte der Verein dies auf dem Schirm?
> 
> Ich verstehe, daß es eine Vereinssatzung gibt (die ich nicht im
> Detail kenne) und die Vereinsmitglieder - allen Voran der Vorstand -
> sich an diese halten muß, will er die Gemeinnützigkeit behalten. Ich
> frage mich nur, wie es denn z.B. die Bremer Freifunker machen, die im
> Ausland einen VPN nutzen. Und auch der Berliner Verein hat ja bisher
> satzungsgemäß den VPN betrieben. Warum also jetzt nicht mehr? Es gibt
> vermutlich immer noch keinerlei wirtschaftliches Interesse, welches
> als hinderlich für die Gemeinnützigkeit angesehen werden könnte.
> 
> Wenn ich die Diskussion über das letzte 3/4 Jahr recht verstanden
> habe, ist es durchaus noch notwendig weiter bei unseren Politikern
> für eine wirklich gute Störerhaftungs-Lösung zu werben. Die
> Veränderungen des letzten Jahres waren, nach dem wie ich auch die
> Diskussion hier verstanden habe, nicht wirklich das, was man sich
> erhofft hatte, oder verstehe ich da etwas falsch? Ich finde smilie
> hat es schön auf den Punkt gebracht:
> 
> "VPN dient als als wirksames Druckmittel zur Durchsetzung von
> Grundrechten, welche von Ermittlern, Juristen, Beamten, Politikern
> und anderen gerne ausgehebelt werden. Der VPN setzt
> Interessen einfach ohne notwendiger Rücksprache durch.
> Der VPN ist also eine x. Gewalt, welche bei Exekutive und
> Legislative wirksam ist. Steigern lässt sich der VPN durch
> Verschlüsseln und durch "Verlegung ins Ausland". Mit diesen stärkeren
> Mitteln wird allerdings auch die Verhältnismäßigkeit im Sinne von PR
> strapaziert. Transparenz ist immer im Sinne von PR positiv."
> 
> Viele Grüße hefrimu
> 
> Am 24.04.2017 um 15:06 schrieb Bastian:
> 
> > On 04/23/2017 09:39 PM, Thomas Meier wrote:  
> >> Am 23.04.2017 um 21:25 schrieb Bastian:  
> >>> eigentlich dachte ich immer das Killer-Feature von Freifunk sei
> >>> Mesh...  
> >> Wenn ich drüber nachdenke hast Du völlig Recht. Vielleicht ist
> >> auch ein Ansatz zu "meshen" via Internet und dann aus dem FF-Netz
> >> den Trafic über ein Gateway statt VPN auszuleiten. Dann bräuchte
> >> man auch keine VPN-Zertifikate mehr. Falls ich da gedanklich
> >> nichts übersehen habe.
> >>
> >> In der Wahrnehmung nach außen bekomme ich zurück gespiegelt dass
> >> es eben diese VPN-Lösung ist die FF so interessant macht, das
> >> ganze mit den Meshing interessiert kaum jemand.  
> > Dann sollte für genau diese Nutzer doch Hotsplots,
> > sorglosinternet.de und andere kommerzielle Hotspot-mit-VPN eine
> > praktische Alternative darstellen.
> >
> > Gruß, Bastian
> >
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